Acht Strafpunkte am Ende und eine wunderbare Runde von Vize-Europameister Philipp Weishaupt mit Zineday – Team Germany ist ohne Medaille im Springen geblieben. Ausgerechnet ein Schotte – Scott Brash – mit dem belgischen Wallach Hello Jefferson sicherte Großbritannien Olympia-Gold (2 Punkte). Ob das die schottischen “Exit”-Bewegungen wohl beflügelt? Silber für die USA (4) und mit sieben Punkten auf dem Bronze-Rang: Frankreich. Präsident Emanuel Macron kam genau rechtzeitig um den nervenzerfetzenden Abschluss von Julien Epaillard und Dubai du Cedre zu erleben – toutes nos félicitations. Hier die Ergebnisse.
Eine Art Mixed-Team….
Es geriet hochspannend, dieses Team-Finale und aus deutscher Sicht auch überhaupt nicht schlecht, denn alle drei Pferde und Reiter hinterließen einen glänzenden Eindruck. André Thieme, Europameister 2021, sprach es als Co-Kommentator bei Eurosport aus: “Richtige Besetzung, richtige Pferde und Reiter mitgenommen.” Das Olympia-Gold zauberten ein Engländer (Ben Maher), der Sohn eines Iren (Harry Charles) und eben der Schotte Scott Brash ür Großbritannien mit Dallas Vegas Batilly (Selle Francais), Romeo (Zangersheide) und Hello Jefferson (BWP) in Versailles heran. Die punktgleich mit Frankreich rangierenden Niederländer sammelten mehr Sekunden im Gesamtvergleich ein – auch das ist eher bitter für die Oranje-Equipe, die damit Rang vier vor Deutschland belegte.
Stimmen von Richard Vogel, Christian Kukuk und Otto Becker
Richard Vogel war wie so oft kritisch mit sich: “ich will es nicht schönreden, aber ich glaube, United sprang wieder fantastisch. Er hat mir ein Super-Gefühl gegeben, hat sich auch super reiten lassen. Der Plan war schon. ign passend aufzunehmen, um da (in der zweifachen Kombination) ein bisschen Tempo rauszunehmen, so dass er innen drin genug Platz hat.” Der Wallach hat eine sehr großen Galoppsprung, das macht es in eng stehenden Kombinationen nicht einfach und während am Einsprung die Stange rollte, passte es für den Aussprung hervorragend. “Da hatte ich das Tempo fast ein bisschen zu viel rausgenommen. Das ist die einzige Stange, die er berührt hat im Parcours. Ich glaube er sprang für eine Nullrunde. Ich hätte es am Ende ein bisschen besser reiten müssen,” so der 27-jährige weiter.
Ein etwas frustrierter Christian Kukuk nach seinem Ritt: “Ehrlich gesagt, eigentlich war ich zu 95 Prozent genauso zufrieden wie gestern. Alles ist ein bisschen so gelaufen wie gestern. Checker war total fokussiert, war bei mir, hat mich machen lassen, was ich wollte. Ich hatte auch total das Gefühl, dass es harmonisch war, er hat alles angenommen. Und dann kam so ein blöder Flüchtigkeitsfehler, da am Ende um die Ecke am vorletzten Sprung, das war total ärgerlich jetzt am Ende.”
Bundestrainer Otto Becker machte aus seiner Enttäuschung keinen Hehl, allerdings auch keinerlei Vorwürfe: “Wir haben sechs super Runden gesehen, aber wir hatten heute leider zwei Fehler zuviel, wobei – da kann man technisch keinen Vorwurf machen, sie haben alle Top geritten, das war ein richtig schwerer Parcours.” Die anderen seien heute einfach besser gewesen und da müsse man gratulieren. Gleichwohl blickt der Coach nach vorn: “Jetzt lassen wir es ertsmal sacken, heute. Aber das geht ja (im Einzel) wieder von vorne los. Die Motivation ist ganz schnell wieder da, weil sie wissen, dass alle gut genug sind und auch heute super leistungen gezeigt haben. Sie haben hier alle drei ihr Weltklasse-Niveau bestätigt.”
Macht der Team-Modus Freude? Klares Nein
Unabhängig vom deutschen Abschneiden, wirft der aktuelle Modus schon wieder eine Reihe von Fragen auf – sowohl im Vergleich zu Welt- und Europameisterschaften, als auch mit Blick auf die Folgen. Das IOC fordert unablässig “more Flags”, also breite internationale Beteiligung und die FEI folgt diesem Wunsch. Das ist grundsätzlich im Einzel “leichter” zu bewerkstelligen, als im Mannschafts-Modus. In der aktuellen Form erfährt der Mannschafts-Wettbewerb tatsächlich eine Schwächung, denn der Fokus ruht komplett auf der Finalrunde, das Qualifikationsspringen wird zum bloßen “Lieferanten” für den Folgetag. Brasiliens Rodrigo Pessoa, der in der Qualifikation am Donnerstag nach der Elimination von Pedro Veniss (Blut am Sporen) gar nicht erst antrat, sondern seinen Major Tom schonte – hat völlig richtig aus seiner Sicht vorgemacht, wie es dann geht. Den Vorteil, den die Einzelreiter mit weniger Runden bei Olympischen Spielen haben, zu 100 Prozent nutzen. Am 5. August folgt die Qualifikation für den Einzel-Wettbewerb.