(Stuttgart) Jedes gute große Turnier lebt nicht nur vom Sport, sondern auch von Emotionen, die der Sport freisetzt. Davon gab es reichlich in der Stuttgarter Schleyerhalle: Morgens schon freute sich Isabell Werth über den Sieg im Grand Prix Special mit ihrer schwarzen Hannoveranerin Superb, die ist elf Jahre alt. Am Abend ließ der 17 Jahre alte Westfale Emilio bei seiner Stuttgarter Abschiedsvorstellung einen 86.880 Prozent-Sieg in der Weltcup-Kür folgen. Mehr geht wohl kaum in 12 Stunden.
Das Jahr 2023 ist die letzte Saison für Emilio, für den sensiblen Braunen geht es dann in Richtung Rentenbescheid und der fällt zweifellos gewohnt pferdegerecht und luxuriös aus. Die “Rentnergangs” von Werth sind legendär. “Es war ein Genuss, ihn zu reiten”, freute sich die erfolgreichste Dressurreiterin der Welt, die wie so oft Höchstnoten in der B-Note einheimste. Die Schwierigkeitsgrad ihrer Küren ist unübertroffen, ganz so als wolle sie zeigen, dass gut ausgebildete Pferde viel mehr können, wenn man sie nur läßt.
Rang zwei ging wie im Grand Prix an Dänemarks Vize-Europameisterin Nanna Skodborg Merrald mit dem 15 Jahre alten Blue Hors Don Olymbrio (82.965) und auf den dritten Platz schob sich der Schwede Patrik Kittel mit Bonamour. Drei Paare, die in Stuttgart auch auf den Tribünen begeisterten. Das gelang auch der an vierter Stelle platzierten Finnin Emma Kanerva mit dem 12 Jahre alten Greek Air von Gribaldi-Florestan, der aus dem Holsteiner Stutenstamm 8888 (G. Küst) kommt, der sehr verlässlich feinste Springgenetik produziert. Greek Airs Großmutter I-Lauda-Air ist eine solche Erfolgsproduzentin. Der Enkel beeindruckt mit seinem Bewegungspotential, Elastizität und Rythmus.
Das lenkt den Blick auch wieder auf Emilio aus der Zucht von Heinrich und Wilhelm Strunk. Der Ehrentusch-Nachkomme ist übrigens eng verwandt mit Werths großartiger Fuchsstute Bella Rose aus dem gleichen Züchterhaus. In der West-Europaliga des Weltcups hat Patrik Kittel nach drei Stationen inzwischen 68 Punkte und rangiert auf Platzs eins vor Nanna Skodborg Merrald, Raphael Netz (Aubenhausen), der in Stuttgart Fünfter wurde ist der aktuell beste Deutsche auf Rankingplatz vier.
Das Boyd-Mobil in Stuttgart
“Same procedure” in der der Schleyerhalle – wie schon in der Einlaufprüfung, wie schon in Lyon und Maastricht – Australiens Boyd Exell fuhr seinen Kollegen und Kolleginnen erneut davon (115,16). Vor allem auch dem Niederländer Ijsbrand Chardon, der Platz zwei ( 160,38) belegte. Die Konkurrenz ist groß, die Freundschaft eher nicht so – gleichwohl geht es an den Leinen um Sekunden und Zentimeter und da ist Exell seit vielen Jahren bereits das Maß der Dinge. Rang drei ging an den Niederländer Koos de Ronde (226,40 Rd. 2) und Vierter wurde Michael Brauchle (159,25) aus dem baden-württembergischen Aalen. Ein gutes Gefühl zweifellos nach der eher mittelprächtigen ersten Prüfung. In der Weltcup-Wertung rangiert Brauchle damit auf dem vierten Platz, er trat in Stuttgart mit Wildcard an, kann also keine Punkte für das Ranking aus dieser Etappe einbringen. Schon vom 30. November bis 3. Dezember geht es für die Vierspänner nach Stockholm, dort sind Michael Brauchle und Mareike Harm (Negernbötel) als regulär Qualifizierte dabei, ebenso übrigens Boyd Exell.
Den Namen verdankt das Siegerpferd des internationale Preis der in:Stuttgart – dotiert mit 62.000 Euro – seinem Züchter Norbert Schmalbach aus dem schleswig-holsteinischen Mollhagen. Den könnte bei der Namensfindung für das Fohlen von Cachas-Lasino entweder eine Schnapsidee oder eine Vorliebe angetrieben haben. Cous Cous ist ein Gericht aus Getreidegrieß und stammt aus Nordafrika und Vorderasien. Genau so heißt der inzwischen elf Jahre alte Holsteiner Wallach, den Hans-Dieter “Hansi” Dreher (Eimeldingen) zum viel bejubelten Sieg am Samstagabend pilotierte: 36,83 Sekunden nach zwei fehlerfreien Runden – das war vollkommen ausreichend, um das Publikum in Begeisterung zu versetzen. Cous Cous ist nicht der erste und einzige Beweis dafür, dass die “Nord-Süd-Achse” SH und BaWü im Parcours gut funktioniert.
Hinter dem fixen Lokalmatador reihte sich Belgiens Jos Verlooy mit Ft Killssery Konfusion an zweiter Stelle ein. Dritter wurde Europameister Steve Guerdat mit Doible Jeu d`Honvault. Und einmal mehr glänzte der Name Schulze Topphoff. Diesmal allerdings war es Marie, die mit Villimey V. Gaste Rang fünf belegte.