Geschafft - Richard Vogel und United Touch S. © www.sportfotos-lafrentz.de/Stefan Lafrentz

Hugo Simon fand die Qualifikation zum Mannschaftsfinale in Versailles am Donnerstag “normal”, also kein Höllenkurs. Der Mann muss es wissen. Der Herr Simon coacht in Versailles die Spanier, die unglücklicherweise Elfte und damit nicht für das Team-Finale qualifiziert sind. Und natürlich schaut er auch auf “seine” Österreicher und garantiert genau auf Richard Vogel – man kennt sich schließlich gut. Es ist Olympia, das ist nun mal anders als ein normales CSI. Durchaus akzeptabel, aber noch kein Grund, dem Format an sich zu applaudieren. Immerhin beginnt man 2024 mit der Teamwertung und nicht andersherum wie in Tokio. Drei statt vier Teammitglieder spart Zeit, aber das ist auch schon das Beste, was sich dazu sagen lässt. Ob das Vierer-Format mit Streichergebnis die immer gut anzuschauenden Schweizer heute “gerettet” hätte? Wohl kaum, das war individuell nicht gut genug. Schade.

Richard Vogel – Ein wenig Finetuning

Richard Vogel als letzter Reiter des deutschen Teams bescherte den Zuschauern eine Sekunde des “Luft-anhaltens” am letzten Sprung mit United Touch S. Der Wallach mit dem großen Galoppsprung tat alles, um keine Stange zu berühren. Vogels Begründung: “United sprang hervorragend, hat mir ein Super-Gefühl gegeben und auf das letzte Hindernis – das war tatsächlich im Vorfeld auch ein wenig abgesprochen – habe ich dann nochmal die Kontrolle überprüft, das Pferd versammelt –  auch schon (den Gedanken) im Hinterkopf für den morgigen Tag. Das hat er super umgesetzt. Ich war tatsächlich sehr dicht, er hat mich super gerettet. Ich bin mega happy, wie er sprang und wir sind optimistisch für morgen, wissen aber auch, dass es von null losgeht und dass wir morgen nochmal die Konzentration und Performance so wie wir sie heute abgeliefert haben, hochhalten müssen.” Schön, wenn man im ersten Olympia-Parcours genug Nerv für kleine Überprüfungen hat.

Know-How von allen Seiten

Es sind ja  viele in Versailles, die gar nicht im Sattel sitzen und trotzdem in Funktion sind. Wenig überraschend, dass Paul Schockemöhle  – mit Strohhut und Florian Meyer zu Hartum – beim Warm-Up zu sichten ist. Seine Frau besah sich Isabell Werth und Wendy de Fontaine aus der “Kiss-and-Cry-Corner”, glaub ich. Reitmeister Hubertus Schmidt ist derzeit auch nicht im heimischen Borchen anzutreffen. David Will trägt aktuell ein grün-weißes Trikot – der Springreiter hilft den Saudis in Sachen Olympia, erzählte er bereits vor Beginn der Olympischen Spiele. GCT-Chef Jan Tops aus den Niederlanden ist dank Cap dem Team Australia zuzuordnen und dass Ludger Beerbaum zuhause bleibt, wenn zwei “seiner” Reiter in Frankreich olympischen Erfolgen entgegen streben, war sowieso unwahrscheinlich.

Die Schweden haben sich in Deutschland bekanntlich “einfach ein Pferd ausgeliehen”. Den Holsteiner Hengst Zuccero aus der Zucht von Hanno Köhncke aus Badendorf, der mit Rolf-Göran Bengtsson eine der wenigen Null-Runden drehte. Kein Grund zur Besorgnis, denn das birgt für die Hengsthaltungs GmbH des Holsteiner Verbandes nur Vorteile. Rolfs Ehefrau Evi Bengtsson wurde in Versailles auch unverzüglich in schwedisches Blau gehüllt. Sie züchtet sehr erfolgreich Pferde, ist Schleswig-Holsteinerin –  keine “Leihgabe”.

David Will – hilft bei den Saudis. © www.sportfotos-lafrentz.de/Stefan Lafrentz

Stichwort Zucht

Es ist wie bei (fast) allen Championaten und internationalen Turnieren. Die Abteilung Digitalisierung der Olympia-Macher hat sich redlich Mühe gegeben mit Informationen. Chapeau! Wer möchte, kann mit wenigen Klicks viel finden, auch Pferdenamen anklicken: da erfährt man, welche und wie viele “Owner” es gibt, Geburtsjahr, Geschlecht, Groom, Zuchtverband – löblich. Nur eines erfährt man nicht – wer diese Pferde gezüchtet hat. Außer bei der deutschen FN, die eine Übersicht aller Pferde aus deutschen Warmblutzuchten inklusive Züchterangaben bereit gestellt hat.

Der FEI als Fach- und Dachverband aller Nationalen Föderationen weltweit ist es immer noch nicht gelungen, die vollständigen Angaben aller im Sport aktiven und fortgeschriebenen Pferde durchzusetzen. Wenn sich nicht jedes Jahr Pferdezüchter und -züchterinnen weltweit für eine Bedeckung ihrer Stuten entscheiden würden, dann hätten viele Menschen in weißen Reithosen in einigen Jahren ganz, ganz wenig zu reiten. Übrigens – hier die Liste für das Team-Finale. Zu sehen bei Eurosport/ discovery+ und im Stream bei ARD/ ZDF.

Angaben zu Christian Kukuks Checker. Den hat übrigens Wolfgang Kipp (Ibbenbühren) gezüchtet. (Foto: Screenshot aus der olympics.com-Site)

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