Es hatte sich angedeutet, nun ist es offiziell – das Deutsche Spring- und Dressur-Derby bekommt ab 2025 einen neuen Ausrichter, die Schafhof Connects GmbH mit Geschäftsführer Matthias Alexander Rath. En Garde-Geschäftsführer Volker Wulff, der das Deutsche Spring- und Dressur-Derby vom Jahr 2000 bis jetzt ins aktuelle Jahr als Lizenznehmer verantwortet hat, machte am 20. März keinen Hehl aus seiner Enttäuschung über das Ende seiner Zeit beim Derby, bzw. der Kooperation mit dem Norddeutschen und Flottbeker RV. Ende einer Ära 2024 und Neuanfang 2025 – das dürfte viele Gründe haben.
Langjährige Verbindungen sind wichtig, manchmal laufen die sich aber auch “tot” – aus Gewohnheit oder weil z.B. auftauchende Konflikte nicht gut genug gelöst werden können. Volker Wulffs En Garde Marketing hat das Derby in 24 Jahren enorm entwickelt und das ist ein riesiger Verdienst. Dafür gebührt dem Turnierchef völlig zu Recht große Anerkennung. Weiterentwicklung und Wachstum, das galt und gilt im gleichen Zeitraum allerdings für alle großen Veranstaltungen – sei es nun der CHIO Aachen, Londons International Horse Show oder Stuttgarts German Master. Alle mussten und müssen sich bewegen und das ist unter der Regie wechselnder Personen geschehen. Warum sollte das in Hamburg anders sein?
Irrtümer
Eine der Annahmen, die derzeit kursieren, ist der Eindruck, En Garde habe Ende 1999 ein “herunter gewirtschaftetes Derby” übernommen. Das hat die Deutsche Spring- und Dressur-Derby Gesellschaft (DSDG) mit Jochen Döhle, Sören von Rönne und Jörg Münzner bestimmt anders in Erinnerung, denn diese Gesellschaft konnte bereits gute wirtschaftliche Jahre mit dem Derby erzielen. Auch darauf gründete das wachsende Interesse anderer Player im Veranstaltungsmarkt.
Der Norddeutsche und Flottbeker RV ist seit vielen Jahrzehnten Veranstalter und Rechteinhaber des Deutschen Spring- und Dressur-Derbys. Ganz gleich, wer an der Spitze steht – eine Aufgabe war immer auch, das Derby hoch zu halten und – wenn es der Verein nicht selbst bewerkstelligen kann – gute Ausrichter/ Organisatoren zu finden. So hat auch der leider 2023 verstorbene Vorsitzende Claus Büttner es gehandhabt, der den Vorstandskollegen Dietmar Dude bereits vor mehr als einem Jahr in die Verhandlungen für die Zukunft mit eingebunden hat. Er wird seine Gründe gehabt haben. Bislang darf sich der NFR attestieren, das Derby schon mehrfach in gute Hände gegeben zu haben.
Nun also Rath
Das “Netz” geriet ein wenig ins Schäumen nach Bekanntgabe des Wechsels und erging sich in teils absurden Vermutungen und Verurteilungen. Als ob ein Veranstalter eine Art Sonnenkönig sein muss. Warum eigentlich? Anders gesagt: ein Veranstalter ist nicht wichtiger, als das Event selbst. Matthias Alexander Rath ist 39 Jahre alt, bei einem Zehn-Jahres-Vertrag für das Derby also am Ende 49. Deutlich jünger als der aktuelle Vorstand des NFR und auch als Volker Wulff und sein Geschäftspartner Paul Schockemöhle dann sind.
Wer das Engagement bekrittelt, blendet aus, dass Rath in Schleswig-Holstein geboren und aufgewachsen ist und zudem mit Klaus-Martin Rath einen Vater hat, der sich im Norden auskennt. Wie, wo und was Matthias Alexander Rath reitet, ist allerdings überhaupt nicht entscheidend für Wohl und Wehe des Derbys, es kommt auf ganz andere Dinge an. Programm, technische Voraussetzungen, Netzwerk, Sponsorengewinnung – da warten viele üppige Aufgaben. Und der Erwartungsdruck ist nicht gering. Es ist allerdings auch kein “Hexenwerk” zu erledigen. Wer in der Lage ist, zu verstehen wie Hamburg “tickt”, welche Verflechtungen und Verpflichtungen es gibt, wer erfasst, dass das alte und hoch-emotionale Derby das Alleinstellungsmerkmal in Hamburg ist und was drumherum notwendig ist, hat sicherlich Chancen “anzukommen”. In Donaueschingen für den CHI hat Matthias Alexander Rath mit Ulrike Steeb – ehemals für das Marketing bei En Garde mitverantwortlich – eine versierte Partnerin gefunden. Netzwerke sind wichtig. Schauen wir mal… Martina Brüske