Nach vorn geritten in einem Land zwischen Tradition und Zwang zur Moderne

Ladys first – im besten Wortsinn.. (Foto: Stefano Grasso/LGCT)

(Doha) Die Cannes Stars, präsentiert von den Iron Dames, haben in Doha die erste Etappe der Global Champions League gewonnen. Insgesamt drei sehr erfolgreich reitende Frauen saßen dafür im Sattel: Janne Friederike Meyer-Zimmermann, Sophie Hinners und Sanne Thijssen. Ausgerechnet in Doha/ Katar. “Inspirierende Frauen” ist das Wort, das offiziell für Frauen und Mädchen in diesem Teil der Golfregion gewählt wird, die sportlichen Ehrgeiz entwickeln. Janne, Sanne und Sophie könnten inspirierend gewirkt haben.

Frauensport als Imagetransfer

So wie Mariam Farid, Teilnehmerin der Leichtathletik-WM in Qatar 2019, von westlichen Journalisten hauptsächlich nach dem Hidschab gefragt wird, den sie auch bei Wettkämpfen trägt, so könnten die drei Iron Dames in Qatar die Frage aufwerfen, wie es ist jeden Tag auf dem Pferd zu sitzen und reiten als Beruf auszuüben. Und ganz sicher hätte Janne Friederike Meyer-Zimmermann eine höflich-charmante, aber in der Sache glasharte Antwort dazu. Qatar und Frauensport ist ein sehr junges Thema. Während das Land im Vergleich zu Saudi-Arabien oder gar dem Iran in Sachen Frauenrechte oder -Sport fast fortschrittlich wirkt, ist es aus westlicher Perspektive völlig rückständig. Bis Ende der 1990-er Jahre beschränkte sich Sport für Frauen hauptsächlich auf “gehen”. Inzwischen gibt es auch Fitnesstudios. Vereinsstrukturen, so wie man sie hier kennt – gibt es praktisch nicht und wenn für Jungen und Männer. Allerdings bleiben Frauen im Sport weitgehend unsichtbar, auch weil die Familie es will, Väter und Brüder in dieser Kultur eine Zur-Schaustellung von Töchtern und Schwestern nicht gut heißen. Bei Spielen von Frauenmannschaften dürfen Männer nicht zuschauen. Die Education City in Doha ist der größte Komplex, der Frauen Sportausübung ermöglicht.

Keine WM ohne Mädchen- und Frauenförderung

Um manches kam und kommt man auch in Qatar nicht herum – für einen Zuschlag des Fussball-Weltverbandes FIFA für die WM mussten Bewerber auch die Förderung von Mädchen und Frauen nachweisen. Die qatarische Frauenauswahl wurde also 2009 eilig gegründet und untersteht nicht dem offiziellen Fussballverband des Landes, sondern dem Frauen-Sportkomitee. Das kann ja ein Vorteil sein wenn man bedenkt wie lange allein der DFB gebraucht hat, um Frauenfussball “ernst” zu nehmen.

Sophie Hinners ist bereits seit Wochen hin- und her gependelt zwischen den Vereinigten Arabischen Emiraten und Qatar. Ganz selbstverständlich, denn Pferde im Rahmen von Turnieren auszubilden und zu verkaufen, ist Bestandteil ihres Jobs. Dafür wird die Springreiterin bewundert, hat junge Fans in der UAE gewonnen. Die Selbstverständlichkeit, die die Iron Dames im Sport bei der GCL sichtbar gemacht haben, wird noch keine revolutionären Prozesse für Mädchen und Frauen in Qatar bewirken. Aber ein Hinweis sein – gut so.

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