Der Weltcup-Grand Prix – unspektakulär gut anzusehen

Emmelie Scholtens und Indian Roc. (Foto: Stefan Lafrentz)

(Neumünster) Den Grand Prix – Qualifikation zur Weltcup-Kür im Preis der VR Bank “zwischen den Meeren” – gewann eine Niederländerin: Emmelie Scholtens und ihr niederländischer Hengst Indian Rock von Apache aus einer Vivaldi-Mutter (78,45 Prozent). Ein dunkelbrauner Hingucker, 12 Jahre alt, gelegentlich noch ein wenig unstet, aber ein Pferd, das man gern anschaut, das erkennbar fleißig bei der Sache war und ein bemerkenswertes Bewegungspotential hat. Fast genauso wie die Siegerin hat sich die Belgierin Larissa Paulus gefreut, denn ihr gelang mit dem niederländischen Wallach Flambeau eine persönliche Bestleistung mit 73,28 Prozent und das beförderte beide auf Rang zwei im Grand Prix.

Und dann folgte schon der beste Deutsche und der ist für das Publikum in den Holstenhalle “von hier”. Matthias Alexander Rath (Kronberg) ist in Lübeck geboren, in Boostedt aufgewachsen und kennt nahezu jeden Meter in den Holstenhallen. Mit dem Hannoveraner Wallach Destacado FRH, mit dem Rath einst auch das Finale des Nürnberger Burg-Pokals gewann, holte er 73,21 Prozent. “Am Donnerstag bin ich an meiner alten Schule und der Bushaltestelle vorbeigekommen, von der ich zehn Jahre lang zur Schule gefahren bin. Ich habe hier 16 oder 17 Jahre lang gelebt. Natürlich ist es ein bisschen wie nach Hause kommen,” räumte der Reiter ein.  Er hat auch schon einen Plan für die Weltcup-Kür. Dort sollen die Galoppwechsel noch gerader gelingen und die Piaffen und Pirouetten besser. Destacado ist elf Jahre alt, die Lastaufnahme mit der Hinterhand gelingt noch nicht ganz so wie gewünscht. 

Der aktuell im Weltcup führende Patrik Kittel (Schweden) stellte Forever Young vor, eine Stute, mit der er 2023 die Schwedischen Meisterschaften gewann und die erkennbar “immer alles richtig machen will”. Platz vier für den Schweden, der bereits zwei Pferde für das Weltcup-Finale in Riad qualifiziert hat. Und der erst 25-jährige Reiter auf Platz fünf hat durchaus das Zeuge dazu, ein Publikumsliebling zu Pferden: Raphael Netz aus Aubenhausen, der den KWPN-Wallach Great Escape Camelot geschickt, ruhig und sehr solide durch den Grand Prix ritt.

Eine dicht beieinanderliegende Spitzengruppe und ein insgesamt sehr solides Niveau gefiel dem Chefrichter Henning Lehrmann, der in Paris bei den Olympischen Spielen erstmals zur Dressurrichtergruppe zählen wird. Und der dänische Richter Hans-Christian Matthiessen freute sich, in einer Halle mit vielen Fans zu sein, die live und direkt den Grand Prix verfolgten: “Besonders in der heutigen Zeit, in der es vor allem im Internet Kritik an unserem Sport gibt. Es ist daher wunderbar, eine Halle wie diese zu haben, in der wir die Unterstützung von den tatsächlichen Live-Fans bekommen. Das zeigt wirklich, dass es noch viel Interesse und gute Absichten in diesem Sport gibt.” 

Möglich, dass es in gewisser Weise umgekehrt ist: Wenn es reell gerittene Pferde, die sich angemessen entfalten können und damit wenig Anlass zu harscher Kritik durch die gezeigten Vorstellungen gibt, sind Dressurfans in den Holkstenhallen spendierfreudig mit Applaus. Das sogenannte Spectator-Judging, also das Richten durch das Publikum, war im Grand Prix durchaus nicht kongruent mit der Richtergruppe, demnach hätte Patrik Kittel gewonnen.

“Homerun” Destacado FRH und Matthias Alexander Rath. (Foto: Lafrentz)
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