(Neumünster) Das zweifellos berühmteste Turnier in Schleswig-Holstein öffnet vom 15. bis 18. Februar seine Pforten in den Holstenhallen Neumünster. Die VR Classics mit internationalen Springsport, einer Weltcup-Qualifikation Dressur, mit dem Schauwettkampf der Reit- und Fahrvereine Schleswig-Holsteins und den Championaten der Pferdestadt Neumünster. Rund 300.000 Euro Preisgeld stehen zur Disposition, hinzu kommt noch ein Extra durch die Finaletappe der Riders Tour. Da passt es gut, dass der Titelsponsor Volksbanken Raiffeisenbanken die Fortsetzung der Zusammenarbeit für weitere vier Jahre verkündet hat.
Schleswig-Holsteins Kult-Turnier erlebt die 73. Auflage seit 1951 und hat mittlerweile einen Etat von 1,1 Millionen Euro. Leichter ist die Finanzierung in den vergangenen Jahren nicht geworden, die Stadtwerke Neumünster sind nicht mehr als Sponsor dabei, auch ein Logistikunternehmen aus Neumünster zog sich zurück. “Deswegen muß man den Kopf nicht in den Sand stecken”, gibt sich Turnierleiter Francois Kasselmann optimistisch. “Wichtig ist, potentiellen Partnern eine gute Plattform und ein Netzwerk zu bieten, dass sie für sich optimal nutzen können,” so Kasselmann. Dafür braucht es auch mal einen etwas “längeren Atem”, bzw. eine Kennenlernphase. Ein Anhänger-Hersteller ist neu dabei, vorerst als Sponsor der Relais-Stafettenspringprüfung.
Traditionsturnier
Von Tradition und gutem Ruf des Turniers profitiert der Pferdesport und -zuchtstandort Schleswig-Holstein: Aus neun Nationen kommen die Teilnehmer/innen für das CSI3* und aus fünf Nationen die Kandidaten für das CDI-W. Neumünster ist die neunte von elf Qualifikations-Stationen in der West-Europaliga. Anders als in früheren Jahren haben etliche Dressur-Promis schon viele Punkte gesammelt. Isabell Werth verzichtet also auf eine Rekordsieg-Jagd in Neumünster, Olympiasiegerin Jessica von Bredow-Werndl hat das Weltcup-Finale im Olympiajahr ohnehin gar nicht in der Planung.
Aber Schwedens Patrick Kittel, der im Weltcup auf Rang eins liegt, steuert die Weltcup-Qualifikation in Neumünster mit Forever Young an, jenem Pferd, mit dem er 2023 die schwedischen Meisterschaften gewann. Kittel hat bislang alles richtig gemacht, reichlich Punkte gesammelt und sowohl Touchdown, als auch Bonamour für das Weltcupfinale qualifiziert – sicher ist sicher. Zu seinen Konkurrenten zählt Matthias Alexander Rath (Kronberg), der mindestens zehn Jahre lang nicht mehr bei den VR Classics zu Gast war und nun mit seinem Weltcup-Pferd Destacado FRH wieder in die Region zurückkehrt, in der er aufgewachsen ist. Zu den deutschen Teilnehmern zählen außerdem die einstige Mannschafts-Europameisterin und -Weltmeisterin, Fabienne Müller-Lütkemeier (Paderborn) und der erst 25-jährige Raphael Netz aus Aubenhausen. Der Doppel-Europameister des Jahres 2022 reitet seine erste Weltcupsaison und rangiert auf Anhiebl auf Platz sieben. Netz ist Schüler von Benjamin Werndl und Jessica von Bredow-Werndl.
Schwedischer “Holsteiner” ohne Zuccero
Gar nicht weit bis nach Neumünster hat es der Vorjahressieger im Großen Preis: Rolf-Göran Bengtsson ist Schwede, lebt seit Jahrzehnten in Schleswig-Holstein (Oelixdorf) und schaut im Kalender stets darauf, dass die VR Classics hineinpassen. Am Sonntag erst ist er vom ersten Nationenpreis aus Abu Dhabi zurückgekehrt, den die schwedische Equipe mit Rang drei beendete. Nicht in Neumünster dabei ist das Siegerpferd Zuccero, der Hengst trifft erst Freitag in Oelixdorf ein und darf dann ausruhen. Bei den VR Classics hat Bengtsson den Holsteiner Verbandshengst Charaktervoll dabei. “Das ist hier auch für den Holsteiner Zuchtverband wichtig, das Turnier ist ein Schaufenster für die Hengste”, unterstreicht der Schwede, der außerdem Caillan mitbringt, der siebenjährig Weltmeister der Jungen Springpferde wurde.
Rund um die internationalen Prüfungen bieten die VR Classics viel Programm für den Nachwuchs und einen ganz besonderen Wettbewerb, der immer Donnerstags ganze Familienverbände in die Holstenhallen lockt: Der Schauwettbewerb der RuFV Schleswig-Holsteins, bei dem diesmal vier Vereine antreten mit Schaubildern wie “Rivalen der Rennbahn”, “Ohne Netz und doppelten Boden” oder auch “Der Zauber um die Prinzessin”. Was die Vereine dafür an Choreographien, Kostümen und Inszenierungen mit insgesamt rund 200 Personen und 73 Pferden, Ponys und anderen Tieren realisieren, sorgt jedes Mal wieder für überschäumende Begeisterung auf den Rängen.