„Nach Tokio war ich in einer emotionalen und körperlichen Leere, wie ich sie noch nie zuvor gespürt hatte.“ In der dritten Folge des CHIO Aachen Podcasts im bayerischen Aubenhausen zeigt sich Jessica von Bredow-Werndl bemerkenswert offen und thematisiert Selbstzweifel und Versagensängste, berichtet von emotionalen Ausnahmezuständen rund um Olympia und erklärt, wie sie auch aus dem tiefsten Tal wieder einen Weg zurückgefunden hat.
Die Anlage im bayerischen Aubenhausen ist ihre Ruheoase, das merkt man schnell, wenn man Jessica von Bredow-Werndl zwischen Stallungen, Blumenbeeten und Schwimmteichen besucht. Hier ist die Vierfach-Olympiasiegerin zu Hause, hier kann sie abschalten, und hier hat sie Marc Eschweiler für die dritte Folge des CHIO Aachen Podcasts begrüßt. Im Gespräch gibt sie erstaunlich offen Einblicke in ihre Gefühlswelt während und nach den Olympischen Spielen, erzählt von Tiefpunkten und von Strategien, noch stärker aus diesen hervorzugehen.
„Ich habe Selbstzweifel, auch Versagensängste. In Paris hat es alles gebraucht, was ich in meinem bisherigen Leben gelernt habe“, räumt die 38-Jährige etwa ein und berichtet vom Grand Prix Spécial, der alles andere als optimal für sie und ihre Traumstute TSF Dalera BB lief. „Ich bin geschlagen worden, wir hatten untypische Fehler. Danach von der Angst zu versagen wieder ins absolute Vertrauen zu gehen, ist viel schwieriger als es klingt.“ Am Ende hat es geklappt und Dalera konnte ihre sportliche Karriere mit ihrem vierten Olympiasieg beenden.
Doch der Weg hin zu diesem grandiosen Erfolg war selbst nach den ersten Goldmedaillen bei den Corona-Spielen 2021 nicht immer einfach. „Nach Tokio war ich in einer emotionalen und körperlichen Leere, wie ich sie noch nie zuvor gespürt hatte“, erinnert sich Jessica von Bredow-Werndl an eine sechsmonatige, „absolut uninspirierte“ Phase, in der sie „gar nicht mehr richtig gut reiten“ konnte.
In Situationen wie diesen kommt dann Aubenhausen ins Spiel. Und zwar nicht nur als Ruheort, sondern vor allem auch als Heimat der Pferde und Team-Mitglieder. Denn ihre Familie mit Ehemann Max von Bredow und den Kindern Moritz und Ella sowie ihr gesamtes Team unterstützen die erfolgreiche Dressurreiterin unglaublich. „Ich bin nur so stark wie die Menschen und die Pferde um mich herum“, betont die Frau, die sich selbst als Grenzgängerin bezeichnet. Am Ende zählt für sie vom Zahnarzt über den Physiotherapeuten bis hin zum Schmied jedes einzelne Puzzleteil, damit es zur vollkommenen Einheit und dem Erfolg kommen kann.
Mit ihrem Herzenspferd Dalera ist das Tüfteln für den größtmöglichen Erfolg jetzt vorbei, die Stute soll ihre Rente in Aubenhausen verbringen und dort „einfach eine geile Zeit“ erleben. In den berühmtesten Dressurvierecken dieser Welt wird man Jessica von Bredow-Werndl demnach zumindest kurzfristig nicht sehen. Ziele hat sie dennoch schon wieder: „Ich kann mir sehr gut vorstellen, noch zwei, vielleicht auch drei Olympische Spiele als Reiterin mitzuerleben.“ Zunächst sieht sie allerdings andere Sterne am Dressurhimmel: „Ich glaube, Wendy und Isabell Werth werden jetzt richtig Karriere machen. Ich finde aber auch Freestyle von Catherine Dufour ganz toll, auch Glamourdale und Lottie Fry sind noch nicht am Limit“, prognostiziert die 38-Jährige ihre Top 3 für die Zukunft.
Weitere spannende Eindrücke schildert Jessica von Bredow-Werndl in der dritten Folge des CHIO Aachen Podcasts. Diese finden Sie hier und überall dort, wo es Podcasts gibt. Und wer Jessica und Dalera noch einmal in Aachen erleben möchte, für den bietet sich spontan am 21. September die Möglichkeit. Am kommenden Samstag werden die beiden im Rahmen eines Live-Trainings von Jessica von Bredow-Werndl und ihrem Bruder Benjamin Werndl beim CHIO Aachen CAMPUS im Deutsche Bank Stadion in Aktion zu erleben sein. Tickets gibt’s hier.
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