Eine besondere Überraschung erwartete Wolfgang Wiemann im Rahmen der großen Siegerehrung beim Landesturnier Schleswig-Holstein/Hamburg in Bad Segeberg: Der Software-Entwickler und Meldestellenfachmann aus Scharbeutz wurde mit dem Deutschen Reiterkreuz in Bronze der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) ausgezeichnet. Mehr als 25 Jahre lang prägte der heute 75-Jährige den Turniersport als „Vater“ des Turniersportorganisations- und Informationssystems (TORIS) für Windows. „Wolfgang Wiemann kennt die Abläufe bei einem Turnier bis ins kleinste Detail, hat selbst geritten und ist ein erstklassiger Programmierer, der – manchmal schon ein bisschen ‚nerdig‘ – auch mal mit seinem Computer spricht“, sagte Kay Zobel in seiner Laudatio. Überreicht wurde die Auszeichnung durch FN-Präsidiumsmitglied Dieter Medow, Vorsitzender des Pferdesportverbandes Schleswig-Holstein.
„Viele von uns kennen ihn, er ist sozusagen das Gesicht des Landesturniers“, sagte Zobel und eröffnete seine Rede damit, wie er Wolfgang Wiemann bei einem TORIS-Seminar in Verden kennengelernt habe. Wiemann, der bereits seit 1984 zusammen mit seiner Frau Doris Melde- und/oder Rechenstellen auf Turnieren in Schleswig-Holstein und Hamburg, aber auch anderen Bundesländern betreut, sei von der damaligen Version allerdings wenig begeistert gewesen. „Da lag es nah, dass er ein eigenes Programm schrieb“, sagte Zobel. Ende der 90er Jahre programmierte Wiemann eine Software für Vielseitigkeitsturniere, die er auf Vermittlung des damaligen PVSH-Geschäftsführers Dieter Stut auch der FN vorstellte und in deren Auftrag weiterentwickelte. „Man wurde sich einig und der Stress begann. Denn es ist ein großer Unterschied, ob man ein Programm für sich selbst entwickelt oder für viele hundert Benutzer, die natürlich alle unterschiedliche Bedürfnisse und Anforderungen hatten“, so Zobel.
1997 fiel schließlich der Startschuss für die Turniersportsoftware TORIS für Windows, die seither Veranstalter und Meldestellen bei der Organisation und Abwicklung von Dressur-, Spring-, Vielseitigkeits- und Fahrturnieren unterstützt. „Die Benutzer in den Melde- und Rechenstellen waren begeistert von der Software und auch von den regelmäßigen Anwendertreffen, auf denen viele Wünsche geäußert und oft auf wundersame Weise schon über Nacht umgesetzt wurden“, sagte Zobel. Auch Anforderungen nach internationalen FEI-Regeln setzte Wiemann für die Anwender um. „Dicke Brocken waren aber vor allem die LPO-Änderungen, wie beispielsweise die Umstellung von der pferde- auf die teilnehmerbezogene Nennung. Klingt trivial, war es programmiertechnisch aber überhaupt nicht“, erklärte Zobel. Und so lassen sich die Stunden, die Wiemann in die Entwicklung von TORIS investierte, nicht zählen und wenn er von einer neuen Idee überzeugt war, setzte er sie um – wenn es sein musste, auch „ehrenamtlich“.
Inzwischen steht die nächste, internetbasierte TORIS-Generation schon in den Startlöchern und wurde in diesem Jahr erstmals auf 500 Veranstaltungen eingesetzt. Dennoch wird das klassische Wiemann’sche Programm sicherlich noch geraume Zeit in den Meldestellen zum Einsatz kommen. „Wer weiß, vielleicht feiern wir ja gemeinsam noch den 30. Geburtstag“, schloss Zobel seine Rede. fn-press/Hb