Bei den Deutschen Meisterschaften im Voltigieren in Verden konnte das Team Norka des VV Köln-Dünnwald aus dem Rheinland einmal mehr seiner Favoritenrolle gerecht werden. Zum vierten Mal in Folge verteidigten die Kölner den Titel im Gruppenvoltigieren. Die neuen Deutschen Meister der Einzelvoltigierer heißen Kathrin Meyer und Thomas Brüsewitz. Darüber hinaus sicherten sich die Junior-Voltigierer Arne Heers und Mia Valentina Bury bereits den zweiten DM-Titel diesem Jahr.
Wie im Vorjahr sorgte die Niedersachsenhalle in Verden für eine tolle Kulisse der nationalen Meisterschaften. Bereits zum achten Mal wurden hier die besten Einzel-, Doppel- und Gruppenvoltigierer der Senioren gekürt. Unter den insgesamt 15 Teams, die bei der diesjährigen Meisterschaft an den Start und somit auch im Finale vertreten waren, sicherte sich das Team Norka Automation des VV Köln-Dünnwald mit einem Endergebnis von 8,800 den klaren Sieg. Die Voltigierer aus Köln erhielten nach der besten Pflicht in beiden Kürumläufen die Höchstnote 10,0 von beiden Richtern in der Bewertung der Artistik und wurden jeweils mit 9,170 und 9,186 Zählern für ihre herausragende Kür belohnt. Trainer Torben Jacobs fasste die Saison, in der die Kölner gleich zu Beginn mehrere Rückschläge hinnehmen mussten, und den krönenden Abschluss wie folgt zusammen: „Wir haben mit den Erfolgen in dieser Saison nicht wirklich gerechnet. Wir haben das uns auch nicht als Ziel gesetzt, sondern wir haben wirklich gesagt, wir machen das für uns und wir machen das für unseren Verein, dass wir diese Saison bestreiten und das Beste daraus machen wollen. Es war noch mehr denn je ein richtiges Vereinsprojekt. Wir haben die Pferdesituation umgestellt, wir haben die Teamkonstellation umgestellt. […] Mir ist nochmal bewusst geworden, was ein richtiges Team ausmacht. […] Mein Fazit der Saison: Man kann alles erreichen, wenn man sich das vornimmt und zusammenarbeitet. Das ist ein mega Gefühl und macht mich auch als Trainer stolz.“
Auf dem zweiten Platz landete überraschend das Team aus Wedemark vom gastgebenden Landesverband Hannover. Die Gruppe um Iris Berthold mit ihrem Pferd Elfur lag nach der Pflicht zunächst auf Lauerstellung und konnte sich von Durchgang zu Durchgang steigern. Endstand: 7,443. Das Team des VV Ingelsberg, welches im letzten Jahr die Silbermedaille gewann, sicherte sich in der Meisterschaftswertung mit 7,298 Punkten den Bronzerang. Die bayerischen Voltigierer traten mit Fider Rock und Alexander Hartl an der Longe an. Nach der zweitbesten Pflicht musste das Team allerdings in der ersten Kür einen unfreiwilligen Abgang verbuchen, konnte im zweiten Umlauf dann aber seine Leistung deutlich steigern. Umgekehrt erging es dem zweiten bayerischen Team des VRC Weicht, das nach einer soliden Pflicht und einer sehr guten erste Kür noch auf Silbermedaillenkurs lag. Sie mussten im zweiten Umlauf einen Sturz hinnehmen. Die Voltigierer rund um Longenführer Alexander Zebrak und den zehnjährigen Wallach Levin wurden damit wie schon im Vorjahr Vierter (Endnote: 7,180).
Sensationssieg für Heers und Bury im Pas-de-Deux
Der Sieg in der Kategorie der Doppelvoltigierer ging mit einem Endergebnis von 8,318 überraschend an das „Junioren-Duo“ Arne Heers und Mia Valentina Bury. Das Duo vom Landesverband Weser-Ems, das gemeinsam mit Longenführer Sven Henze in diesem bereits bei den Deutschen Jugendmeisterschaften sowie bei den Europameisterschaften den Titel gewinnen konnte, zeigte zwei saubere Umläufe auf höchstem Niveau und setzte sich gegen die Konkurrenz von 16 weiteren Paaren durch. Ihr Pferd Capitano, liebevoll “Mopsi“ genannt, dem in den letzten Jahren nicht nur die beiden sondern auch zahlreiche andere Voltigierer ihre Titel verdanken, wurde am Ende der DM für seine Verdienste als Voltigierpferd im Spitzensport geehrt und in die wohlverdiente Rente geschickt. Als emotionales Highlight hielt Lily Warren, die ehemals mit Arne Heers im Pas-de-Deux an den Start ging, eine bewegende Rede und hob nochmals die Leistungen des mittlerweile 20-jährigen Schimmelwallachs hervor.
Arne Heers (Dörverden) zeigte sich überglücklich über den erneuten Sieg und die erfolgreiche Saison: „Mein Ziel für diese Saison war es, ein schönes und zufriedenstellendes Juniorjahr zu haben und jetzt am Ende der Saison jetzt auch schon zu erfolgreich im Senior- und U21-Bereich (in dieser Altersklasse ist er Einzel-Europameister) zu sein, damit habe ich wirklich überhaupt nicht gerechnet. Das macht mich/uns noch glücklicher. Wir sind sehr, sehr zufrieden und haben unsere Erwartungen absolut übertroffen.”
Die Silbermedaille im Pas de Deux ging mit einer Gesamtnote von 8,192 an Adele Schröder und Sophie Wegener vom RFV Wehdem-Oppendorf, die sich im vergangenen Jahr bereits die Bronzemedaille sichern konnten. Auf ihrem 19-jährigen Hannoveraner Wallach Hendrikx, longiert von Saskia Kirsch, zeigten die Westfälischen Meisterinnen zwei schöne Runden.
Die frisch gekürten Weltmeister vom RV Integration aus Bernau (Landesverband Berlin-Brandenburg), Diana Harwardt und Peter Künne, schlossen den Wettkampf zusammen mit dem 20-jährigen Wallach DSP Sir Laulau und Longenführerin Andrea Harwardt auf dem dritten Platz ab. Das Paar, das nun zum vierten Mal in Verden an den Start ging, lag zunächst auf dem ersten Rang, hatte dann aber etwas Pech mit seinem eigentlich sehr verlässlichen Pferd, das zu Anfang der Kür in den Trab fiel. Dies machte sich auch in der Endnote von 8,033 bemerkbar.
Mit einem Gesamtergebnis von 7,820 landeten Gisa Sternberg und Linda Otten vom RC Tempo Ritterhude, die Silbermedaillengewinner von Bern, auf Rang drei. Sie traten auf dem 20-jährigen Espresso an der Longe von Cornelia Ammermann für den Landesverband Hannover an.
Herren: Start-Ziel-Sieg für Thomas Brüsewitz
In der Herrenkonkurrenz konnte sich Thomas Brüsewitz aus Köln, Bronzemedaillengewinner der diesjährigen Weltmeisterschaften, in allen Durchgängen an der Spitze positionieren. In der Kürbewertung wurde es allerdings knapp. Hier lag er mit seiner gelungenen Michael-Jackson-Interpretation nur um ein Tausendstel vor dem zweitplatzierten Julian Wilfling. Die finale Note von 8,537 reichte dennoch zum Titel des deutschen Meisters, den er auch dem Schimmelwallach Max mit Longenführerin Sarah Krauß verdankte.
Silber ging mit einer Endnote von 8,433 an Julian Wilfling aus Untermeitingen vom VRC Weicht, der mit seinem langjährigen Partner, dem 13-jährigen Wallach Aragorn, vorgestellt von Alexander Zebrak, für den Landesverband Bayern an den Start ging. Die Bronzemedaille sicherte sich Leon Hüsgen vom Landesverband Rheinland mit einem Punktestand von 8,285. Der 25-jährige WM-Reservist aus Neuss voltigierte auf 14-jährigen Wallach Diamond Sky an der Longe von Stefanie Eggink.
Auf den weiteren Plätzen folgten Jannik Heiland (Wulfsen/8,048), Thorben Hoppe (Wulfsen/7,573) und Jonathan Geib (Zweibrücken/7,274).
Damen: Kathrin Meyer ist neue deutsche Meisterin
Der Wettkampf der Damen blieb bis zum Ende spannend. Letztendlich konnte sich Kathrin Meyer, die nicht wie gewohnt mit ihrem Pferd San Classico und Mutter Sonja Meyer am Start war, sondern mit dem Pferd des Fredenbecker Juniorteams Capitain Claus OLD und Longenführerin Gesa Bührig, souverän durchsetzen. Die Hamburgerin, die letztes Jahr und bei den diesjährigen Weltmeisterschaften in Bern nicht an den Start gehen konnte, überzeugte vor allem mit ihrer präzise geturnten zweiten Kür, die ihr mit Abstand die Goldmedaille sicherte (Endnote: 8,273).
Silber ging an Alice Layher aus Güglingen vom Landesverband Baden-Württemberg, die zusammen mit ihrer Schwester und dem Schimmelwallach Lambic van Strohkappeleken einlief. Die 22-jährige WM-Bronzemedaillengewinnerin hatte in der Pflicht und im Technikprogramm noch kleinere Unsicherheiten aufgrund ihres nervösen Pferdes, konnte dann aber in der Kür eine gute Leistung abrufen, was mit einem Gesamtergebnis von 7,822 bewertet wurde. Auf dem Bronzerang landete wie schon im Pas de Deux Diana Harwardt aus Bernau mit einer Wertnote von 7,677. Sie voltigierte auf dem zwölfjährigen Wallach Quésera-sera, longiert von Mutter Andrea Harwardt.
Alina Roß, amtierende Vize-Welt- und Europameisterin aus Userin in Mecklenburg-Vorpommern, voltigierte auf Baron mit Vater Volker Roß an der Longe. Nach der besten Pflicht sowie dem zweitbesten Technikprogramm lag Roß zunächst in Führung, musste dann aber im Kürumlauf unfreiwillig vom Pferd und beendete die Meisterschaft mit einer Wertnote von 7,674 auf Rang vier.
Auf Platz fünf folgte Hannah Steverding (Herxheim/RLP) zusammen mit Longenführerin Sophie Kuhn und dem Fuchswallach Royal Flash. fn-press/C. Christmann (Vaulting World)