Martina BrueskeEin Umbruch hat sich schon längst bemerkbar gemacht: Die klassischen, ländlichen Turniere haben es schwerer als noch vor zehn oder 15 Jahren. Das örtliche Reitturnier ist nicht mehr unbedingt ein Anlass, der eine ganze Gemeinde und Umgebung sonntags auf den Turnierplatz zieht. Und doch gilt es, das Sportereignis Reitturnier im ländlichen Raum zu halten und zu pflegen. Einer, der geschickt zwei Aspekte verknüpft – das klassischen Reitturnier mit dem Flair eines Ausflugs auf eine moderne Anlage – und dabei geschäftliche Interessen nicht aus dem Auge verliert, ist Holger Hetzel., Berufsreiter, studierter Betriebswirt und irgendwie immer “auf Hochtouren”….
Einer, der Schritt für Schritt weiter gedacht hat, ist Holger Hetzel im rheinischen Goch. Seine Anlage ist kein hypermodernes neues Zentrum, aber eine pragmatisch und mit Sinn für Potentiale entwickelte Anlage, die sich vor fast 20 Jahren erstmals als Standort einer Springpferdeauktion zeigte. Inzwischen veranstaltet er Clubturniere mit allem Drum und Dran über das Jahr, außerdem das Hetzel Spring Masters und das Tiemeyer x Hetzer Young Horse Masters.
Letzteres ging kurz vor den Olympischen Spielen in Paris zuende. Vor mehreren Jahren hat der Profi zudem die Springpferdeauktion etabliert – immer im November wird es glamourös in der Buschstraße in Goch. Am 27. November 2024 wird die 19. Springpferdeauktion zelebriert und das bedeutet auch einen Hauch “großer weiter Welt” im idyllischen Goch-Pfalzdorf mitten in der Reithalle. Die kann eben auch ein Festsaal sein. Dafür kauft und sucht der Initiator gute junge Pferde aus, nimmt sie frühzeitig zur Fortbildung und hat ein stabiles Kunden-Netzwerk aufgebaut. Von selbst ging die Entwicklung vom Standort zur Marke nicht.
Passungen finden und verbinden
Beauville Z, das Olympiapferd des Bronzemedaillengewinners Maikel van der Vleuten (NED), erwarb eine junge Frau bei der Hetzel-Auktion vor acht Jahren und vertraute ihn später ihrem Trainer van der Vleuten an. Das Erst- und Zweitplatzierte Pferd im Großen Preis des Young Horse Masters entdeckten die Besitzer/innen bei der Hetzel-Auktion. Alain Jufer, Schweizer Geschäftspartner von Europameister Steve Guerdat, gewann mit F Ones Son MM das Finale des Tiemeyer x Hetzel Young Horse Masters. Prompt saß in der Schweiz die Besitzer-Familie vor dem Bildschirm mit Glückstränen in den Augen. Auf Platz zwei folgte Maurice Tebbel Crazy EP – auch ein Hetzel-Auktionspferd.
Von Bodenhaftung und Offenheit…
Das Credo lautet – ordentliche Qualität und Leistung anbieten. Dafür geht der Betriebs- und Pferdewirt Holger Hetzel manchmal auch ungewöhnliche Wege, setzt punktuell auf Vertrautes und auch auf total Modernes. Inzwischen sponsert er den U25 Springpokal der Stiftung Deutscher Pferdesport und hat ein paar Tage später das Wirtschaftsforum Niederrhein zu Besuch. Bewegung ist ein “Hetzel-Ding” und Sorgfalt im Detail.
Die Aktivitäten auf der Reitanlage haben sich schon längst herumgesprochen. “Ich bin überzeugt davon, dass sich im Sport noch mehr in diese Richtung entwickelt”, ist sich Holger Hetzel sicher. Die Ansprüche an Veranstaltungen sind gestiegen, und zwar in einer Art und Weise, die Reitvereine allein als Veranstalter oft nicht mehr in vollem Umfang realisieren können und manchmal auch nicht wollen. Parallel statt konkurrierend – regional, national – all das gilt es im Auge zu behalten. In den Hetzel Horses Ställen sind das manchmal drei Bälle gleichzeitig in der Luft – aber ohne das die Player den Humor oder die Bodenhaftung verlieren.
Martina Brueske
