Just the two of us - Isabell Werth und Jessica von Bredow-Werndl. © www.sportfotos-lafrentz.de/Stefan Lafrentz

Der Freudentaumel hält an. Erst Mannschafts-Gold für die deutschen Dressurasse, dann Gold und Silber im Einzel. Und im Hintergrund ein Fingerzeig – Dalera BB, die 17 Jahre alte Trakehner Stute, bescherte ihrer noch im Dressurviereck weinenden Reiterin zum zweiten Mal Doppel-Gold in der Olympischen Dressur. Die Tränen von Jessica von Bredow-Werndl  galten ganz sicher der Rührung über den Erfolg, genauso aber markieren sie die Emotion über das sichtbare Ende der gemeinsamen Championatsreise. Und daneben glänzte die Zukunft – zehn Jahre alt und brillant –  Wendy de Fontaine mit Isabell Werth.

“Ich bin Dalera so unfassbar dankbar, dass sie es mir heute so leicht gemacht hat,” gab die Doppel-Olympiasiegerin zu Protokoll, “sie hat ihr Herz für mich da drin gegeben, Von gestern auf heute ging`s nur um eine Sache –  Vertrauen. Sie hat mir vertraut, ich hab ihr vertraut. Ich bin einfach überwältigt von ihr.” Etwas überwältigt –  das trifft wohl auch für Isabell Werth zu, die schnurstracks nach der Pferdekontrolle zum Stall ritt:: ”Das musste ich jetzt erstmal ein bisschen sacken lassen. Dass Wendy sich hier so zeigen würde, habe ich gehofft, aber wie sie das hier gemacht hat, habe ich nicht erwarten dürfen.”

Überhaupt war nix so ganz sicher. Catherine Laudrup-Dufour (DEN), die mit Freestyle den besten Grand Prix Special in der Mannschafts-Entscheidung zeigte, hätte die Medaillenvergabe durchaus verändern können. Die überzeugende Leistung, Leichtigkeit und Präzision aus dem Special konnte die Dänin jedoch nicht vollends in ihre Kür transferieren. Über den fünften Platz für das Paar kann und darf man sicherlich unterschiedlicher Meinung sein.

Eine “bunte” Mischung

Nichts hätte besser den “Generationswechsel” symbolisieren können, als Dalera BB und Wendy de Fontaine auf dem wunderbaren Gelände der Olympischen Reitwettbewerbe in Versailles. Die eine hat alles bewiesen, die andere entwickelt gerade ihr ganzes Potential. Und lieferte ab, was sie bereits kann. Glamourdale ist 13 Jahre alt, Hermes und Total Hope OLD zählen beide jeweils 12 Lenze. Dinja van Lieres Hermes hat bereits WM-Bronze gewonnen. Und Total Hope ist – so wie auch Carl Hesters Fame – nicht unbedingt das ideal konstruierte Dressurpferd. Dalera BB übrigens auch nicht. Auch außerhalb der Top-Ten waren in diesem Finale Pferde und Reiter/innen zu sehen, denen man einfach gern zuschaut, so wie der Finnin Emma Kanerva mit Greek Air, der so ausnehmend gut passagieren kann. Die britsche Reservisten Becky Moody und Jagebomb aus eigener Zucht – Hingucker. All das ist gut so.

Dorothee Schneider, Mannschafts-Olympiasiegerin 2016 und 2021, begleitete die Kommentierung bei Eurosport, fand die Höhe- und Pluspunkte bei den Paaren, “zitterte” mit und vermittelte, das viele Aspekte in die “Waagschale” gehören. Etwa bei Wendy de Fontaine, die zuvor dem völlig zu Recht kritisch beäugten Helgstrand Pferde-Imperium zugehörig war und sich nun in Rheinberg entwickeln darf.  “Wendy war ja vorher schon im Grand Prix-Sport. Das ist immer ein Zusammenfinden von Reiter und Pferd”, so Schneider, “sie (Isabell Werth) hat das in aller-kürzester Zeit geschafft.” So manche Diskussion über die Dressur – die absolut notwendig ist, und keineswegs nur gleichen Zielen folgt – muss mit weniger “Schaum vor dem Mund” geführt werden, wenn sie voranbringen soll. 

Frederic Wandres – einfach genießen

Der dritte deutsche Mannschafts-Olympiasieger, Frederic Wandres, hat sich den schlichten Genuß der Grand Prix Kür gegönnt und das aus guten Gründen: “Heute hat Monica Theodorescu beim Reinreiten zu mir gesagt, denk dran Du bist Olympiasieger seit gestern und hast ne Goldmedaille.” Und weiter: “Ich bin oft so ein Kopfmensch. Alle Prüfungen davor und das ganze Jahr schon, immer fürs deutsche Team, hat man immer die Konkurrenz im Auge und guckt immer, was machen die anderen. Man muss performen und das muss klappen und man darf nicht versagen und dies und das. Das ist ja auch alles o.k. – das Eine was man will, das Andere muss man. Aber diesen einen Ritt wollte ich jetzt wirklich einfach für mich, mal sagen, ich reite wirklich einfach zur Freude, für die ganze Passion, die wir jetzt die ganzen Jahre da rein gesteckt haben. Jeder, der mal bei einem Turnier im Sattel gesessen hat, weiß, dass da Erfolg und Demut so nah beieinander liegen.” Dem ist nichts hinzuzufügen. 

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