“Soll noch mal einer sagen, Dressurreiten sei nicht spannend. Es war ein Krimi”, japste eine überglückliche Jessica von Bredow-Werndl ins ZDF-Mikrophon nach dem Olympia-Gold in Versailles. Mit 79,954 auf Dalera BB hielt die Doppel-Olympiasiegerin von Tokio das deutsche Trio auf dem Goldrang, aber es war knapp, denn ein nicht ganz geglückter versammelter Schritt und daraus der Übergang in die Piaffe, die hakelig begann, gerieten zum teuren Rückschlag. Was macht man da? “Da ist nicht viel Zeit zum denken. Es war wichtig, dass ich still sitze und sie nicht aus der Balance bringe.” Mit dem 15. Team-Gold für Deutschland bei Olympischen Spielen hat zudem Isabell Werth ihr achtes Olympia-Gold geholt und ist damit erfolgreichste deutsche Olympinikin der Olympia-Geschichte. Chapeau!
Dressur ist Nervensache…
Für Bundestrainerin Monica Theodorescu war es ziemlich anstrengend: “Ich bin unheimlich stolz auf meine Reiterinnen und auf Freddy. Ich hatte ein bißchen Schnappatmung während Jessis Prüfung. Aber sie hat es super zuende gebracht, hat die Nerven behalten.” Tatsächlich geriet der Grand Prix Special zum Dressur-Krimi, denn die bärenstarken Dänen setzten die Titelverteidiger mächtig unter Druck. Dänemarks Schlussreiterin Catherine Laudrup-Dufour und Freestyle lieferten einen nahezu tadellosen Ritt, fein, geschmeidig und mit einigen kleinen Fehlern behaftet und wurden mit 81,216 Prozent belohnt. Völlig zu Recht und das setzte das dänische Team sicher vor die Briten, deren Charlotte Fry mit Glamourdale vor allem in der Galopptour punktere. Mit Piaffe-Passage kann der Rapphengst nicht allzuviel holen und auch nicht im Schritt. Fry verstand es, die Stärken des Hengstes hervorragend in Szene zu setzen.
“Wir sind Lebewesen, Dalera ist auch nur ein Mensch”, lachte Jessica von Bredow-Werndl, die nach ihrem Aussetzer einfach “ohne Nerven” cool weiterritt. Das Trio glühte nach der Siegerehrung vor Freude. Jessica von Bredow-Werndl fand klare Worte für ihre Teamkollegin Werth: “Sie ist jemand zu dem man aufschauen kann, jemand der so viele und so verschiedene Pferde zu dieser Klasse und Größe geführt hat wie wir sie hier sehen.” Frederic Wandres bekannte freimütig, er reite sehr sehr gern mit diesen beiden Frauen im Team und Isabell Werth war froh, dass “Jessi es nach Hause gebracht hat”. Denn: “Freddy und ich wollten es erst gar nicht glauben, wir hatten uns etwas verzählt…”
Bleibt auf und nicht im Boden – Isabell Werth
Isabell Werth war – trotz einer “Kleinigkeit” auf der Mittellinie – vor allem zufrieden mit Wendy de Fontaine: “Überall sieht man die Weiterentwicklung und das weitere Zusammenfinden und dass das Pferde sich auch immer mehr präsentiert. Ich fand auch Piaffe-Passage, die ganze Galopp-Tour, Pirouetten wirklich super.” Dafür gab es insgesamt 79,964 Prozent und den Gedanken, dass es im Medaillenkampf noch nicht ausreicht. Ganz typische Werth-Antwort: “Dann bohr ich mich in den Boden…”
Top-Trio hat einen Top-Fan
Muss sie nicht. Stattdessen freute sich das Trio, trocknete die Freudentränen von Frederic Wandres, der seinen größten Erfolg bisher genießen darf. Übrigens: die Dressur-Asse haben ein prominenten Fan, der schon nach den Spielen in Tokio in Jimmy Kimmels US-Late-Show von Isabell Werth und Bella Rose hingerissen schwärmte – der Rapper Snoop Dogg ist für den US-Kanal NBC komödiantisch unterwegs und jubelte passend gewandet im Stadion von Versailles.