Gibt es tatsächlich Pferderassen für Anfänger?

Woman with long brown hair and her lovely big brown horse. Foto: fxquadro

Reitanfänger haben andere Bedürfnisse, sie sind noch unsicher und ihr Sitz ist
unausbalanciert. Nicht alle Pferde kommen damit zurecht. Zudem entstehen mit
temperamentvollen und schreckhaften Pferden immer wieder Situationen, die viel reiterliches
Können und Routine erfordern. Deshalb suchen die Reitschulen gezielt nach
anfängertauglichen Tieren.


Welche Eigenschaften sind für ein Anfängerpferd typisch?

Es gibt folgende drei Faktoren, die die Anfängertauglichkeit beeinflussen: Ausbildung, Alter
und Charakter. Der letzte Punkt hängt mit der Abstammung und Rasse zusammen – ein
Anfängerpferd ist im Idealfall geduldig und ruhig. Es behält auch in heiklen Situationen die
Nerven, neigt nicht zum Durchgehen und Bocken und verzeiht Fehler. Kurzum: Es ist unter
jedem Reiter zuverlässig. Allgemein trifft diese Beschreibung auf viele Vertreter der Rassen
Haflinger, Norweger, Isländer, Tinker sowie auf etliche Westernpferde und Warmblüter zu. Zu
den ruhigen Typen gehören auch die Kaltblüter, beispielsweise der Noriker. Dennoch lässt
sich die Frage „Welches Pferd passt zu mir als Anfänger?“ nicht nur mit der Rasse
beantworten.

Mensch und Pferd! Foto: prostooleh


Ist jeder Haflinger ein Anfängerpferd?

Der Haflinger gilt als Prototyp des nervenstarken Einsteigerpferdes, vor allem die Haflinger
des alten Schlags
neigen allgemein zur Gemütlichkeit. Viele Tiere aus moderner Zucht
gehören jedoch eher dem sportlichen und temperamentvollen Typ an. Zudem bestätigen
Ausnahmen die Regel: nicht jeder Haflinger bleibt in heiklen Situationen gelassen.
Umgekehrt gibt es Vollblüter, die jeder Herausforderung trotzen. Bei den Show-Pferden, die
bei Veranstaltungen wie Ritterturnieren auftreten, handelt es sich sehr oft um
reaktionsschnelle und wendige Araber und Andalusier. Das ist das Ergebnis intensiven
Trainings und rücksichtsvollen Heranführens an solche Aufführungen.


Welche Rolle spielt die Ausbildung?
Unabhängig von der Rasse eignen sich für einen Reitanfänger nur Pferde mit einer guten
Grundausbildung. Wichtig ist vor allem Routine, deswegen sind ältere Tiere oft die besseren
Anfängerpferde. Das liegt nicht nur daran, dass die meisten Vierbeiner im gesetzteren Alter
weniger Bewegungsfreude und mehr Ruhe zeigen, sondern auch an der jahrelangen
Erfahrung als Reitpferd. Ein Pferd, das schon zahlreiche heikle Situationen meisterte, reagiert
mit der Zeit gelassener. In vielen Reitschulen sind deshalb vierbeinige Lehrmeister im
Einsatz, die den Schülern mehr beibringen als der Reitlehrer, indem sie ein sicheres Gefühl
vermitteln. Letztendlich ist es die sorgfältige Gewöhnung an den Trubel, den Straßenverkehr
und andere für Pferde bedrohlich wirkende Dinge, die das Tier zu einem verlässlichen Partner
machen. Die bereits genannten typischen Anfängerrassen eignen sich besonders gut für diese
Aufgabe, weil sie von Natur aus das Potenzial mitbringen.

Eine Frage der Routine

Lernen Haflinger, Tinker oder Fjordpferde nicht, die Ruhe zu bewahren, weil sie noch nie mit
einer potenziellen Gefahr in Kontakt kamen, dann ist auch die genetische Veranlagung nicht
ausschlaggebend. Unbekanntes erschreckt alle Pferde gleichermaßen, die Vertreter der eher
ausgeglichenen Rassen beruhigen und gewöhnen sich nur schneller an solche Ereignisse. Im
Umkehrschluss gibt es Vollblüter, die über ausreichend Routine verfügen, um einen Anfänger
sicher auf der Bahn und im Gelände zu tragen. Es ist sogar möglich, Pferde von der Rennbahn
mit viel Geduld nach ihrer Karriere als Galopper zu ausgeglichenen Freizeitpartnern
auszubilden. In mancherlei Hinsicht sind die Vollblüter den Kaltblütern sogar überlegen, weil
sie sensibler und dem Menschen eher zugewandt sind. Viele Ponys und Kaltblutpferde neigen
zur Sturheit und wissen um die Schwächen ihrer Reiter. Kurzum: Sie verweigern die
Zusammenarbeit. Hier kommt ihr großes Selbstbewusstsein zu tragen und man muss sich mit
viel Geduld und Geschick neue Strategien erarbeiten.

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