“Es ist einfach fantastisch”! Der Satz von Michael Jung, zum dritten Mal Olympiasieger in der Vielseitigkeit, bringt es schlicht auf den Punkt. Der 41-jährige ist der Erste, dem drei Olympische Einzelmedaillen geglückt sind. Partner des Erfolges in Versailles war und ist fischerChipmunk FRH. Der 16-jährige Wallach von Contendro I aus einer Mutter des schon legendären Vollblüters Heraldik xx, machte durchweg den Eindruck, als würde er das alles “mit dem Finger in der Nase” absolvieren. Fit wie der berühmte Turnschuh, aufmerksam, konzentriert, aber irgendwie auch recht unangestrengt.
Im schnellen Interview im ARD-Fernsehen sprudelte es förmlich aus Michael Jung heraus: “Ich hab wackelige Knie und ich bin so dankbar meinem Pferd gegenüber. Ich hab wieder nicht alles ideal erwischt, er hat mich nochmal richtig gerettet in der letzten Linie, (hatte) den letzten Sprung auch wieder ein bißchen dicht, hab versucht noch ein bißchen nach außen – leicht schräg (anzureiten). Ich hab dreimal auf die Tafel gucken müssen, ob das jetzt tatsächlich stimmt. Boah – ich bin grad n` bißchen geflasht, ich bin überglücklich – das war eine gigantische Woche.” Sprachs und verschwand in Umarmungen und Glückwünschen….
Versailles warb für die Vielseitigkeit
Die gewünschte Team-Medaille, sie war futsch nach dem unglücklichen und unfreiwilligen Abgang von Christoph Wahler (Bad Bevensen) im Gelände. Wichtig: Der sichtlich mit sich hadernde Reiter und sein Schimmel Carjatan S blieben unverletzt wie überhaupt kein übler Sturz oder gar abschreckende Bilder der Überforderung diesen Cross Country überschatteten. Mag sein, das Geländekurse in voran gegangenen Olympischen Spielen klar schwerer waren, dem französischen Course-Designer Piere LeGoupin darf man wohl zu seiner gut ausgeklügelten Arbeit gratulieren, denn sie gab den leistungsstärksten Chancen und Möglichkeiten und ließ weniger erfahrene Teilnehmer/innen nicht schmerzhaft scheitern.
Olympiasilber ging an den Australier Christopher Burton und seinen 14 Jahre alten belgischen Wallach Shadow Man. Bronze an die Britin Linda Collet, die nach der Dressur knapp vor Jung in Führung gegangen war, im Cross Country ein Minimum an Zeitfehler und im Springen 4,8 Punkte mit ihrem Holsteiner London sammelte. Dafür holten sich die Briten sehr souverän Mannschafts-Gold.
Von der Reserve zum Blickfang – Julia Krajewski
Souverän, das passt auch auf Julia Krajewski (Warendorf), die nach Gold in Tokio (mit “Mandy”) nun mit dem zehnjährigen Holsteiner Nickel als Reserve Platz elf belegte. Im Springen blieb das paar ohne Hindernisfehler, lediglich eine Zeitüberschreitung schlug zu Buche. Krajewski darf sich aber auch als Ausbilderin “gekrönt” fühlen, denn nicht nur Nickel, auch Chipmunk stammt aus ihrer “Schule”. Die Reiterin hatte den Wallach bis zum Erwerb durch Jungs Sponsoren geritten. Mit bemerkenswertem Nervenkostüm, immer beim Pferd und er bei ihr, lieferte das Paar eine überaus sehenswerte Leistung ab, die mit Blick auf die Zukunft sicher auch den Bundestrainer Peter Thomsen fröhlich stimmen sollte.