Epischer Kampf von Atoso und Lilli-Marie Engels im Grossen Preis von Lotto Hamburg

Lilli-Marie Engels: Ganz knapp vor Dolomit im Großen Preis von LOTTO Hamburg - Atoso und Lilli-Marie Engels. (Foto: galoppfoto.de)
Lilli-Marie Engels: Ganz knapp vor Dolomit im Großen Preis von LOTTO Hamburg – Atoso und Lilli-Marie Engels. (Foto: galoppfoto.de)

(Hamburg)  Ein epischer Kampf und am Ende nur noch pure Glücksgefühle und Frauenpower: Neu-Berlinerin Lilli-Marie Engels konnte es kaum fassen – im Grossen Preis von Lotto Hamburg (Gruppe III, 55.000 Euro, 2.000 m) am Donnerstagabend auf der Galopprennbahn Hamburg-Horn rang die 24-jährige Rennreiterin auf dem 14:1-Außenseiter Atoso noch Dolomit “nieder”. Mit einer atemberaubenden Energieleistung vor 3.580 Zuschauern sicherten sich Atoso und Engels doch noch den Sieg vor dem zuvor vorbei gezogenen Dolomit (Bauyrzhan Murzabayev). Dabei sorgte sie auf dem von Sarka Schütz (Berlin-Hoppegarten) für Besitzer Ingolf Heinecke trainierten fünfjährigen Wallach für eine große Überraschung und feierte ihren ersten Gruppe-Erfolg im Rennsattel.

Von der Spitze aus kontrollierte die Amazone die Szenerie, musste aber auf der Geraden den außen angreifenden Dolomit kurz passieren lassen. Der Wallach, der sogar schon auf Schnee in St. Moritz erfolgreich gewesen war, schien auf der Siegerstraße, aber Lilli-Marie Engels mobilisierte noch einmal neue Reserven und drehte die Partie kurz vor dem Ziel hauchdünn. Beim 19. Start war es der sechste Treffer für Atoso, der erste auf Gruppe-Parkett, wo er 2023 schon Zweiter im WETTSTAR.de – Preis der Deutschen Einheit gewesen war.

Glücklichstes Quintett des Tages rings um Sieger Atoso - v.l.n.r. Besitzer Katrin und Ingolf Heinecke, Lilli-Marie Engels, Tobias Heinecke und Trainerin Sarka Schütz in Hamburg-Horn. (Foto: galoppfoto.de)
Glücklichstes Quintett des Tages rings um Sieger Atoso – v.l.n.r. Besitzer Katrin und Ingolf Heinecke, Lilli-Marie Engels, Tobias Heinecke und Trainerin Sarka Schütz in Hamburg-Horn. (Foto: galoppfoto.de)

„Mir fehlen die Worte“

„Mir fehlen die Worte“, gab Lilli-Marie Engels Engels nach dem Rennen zu. „Atoso ist ein ganz besonderes Pferd für mich. Was er heute gezeigt hat, ist der Wahnsinn. Er brauchte einen Moment zum Durchpusten, dann kam er groß wieder.“

Trainerin Sarka Schütz war ebenfalls emotional sehr bewegt: „Ich muss das erst einmal verdauen. Ich wusste, dass Atoso ein gutes Pferd ist, aber er hatte leichte gesundheitliche Probleme, und sein letztes Rennen war ganz verkorkst. Er hatte mir im Training sehr gut gefallen, doch wäre ich mit einem Geldrang im Vorfeld zufrieden gewesen. Nun wurde ein Traum wahr. Ich bin überglücklich.“

Atoso ist das erste Pferd von Besitzer Ingolf Heinecke. 32.000 Euro betrug die Prämie.  „Wir haben einen Volltreffer gelandet. Man hatte uns schon gutes Geld für ihn geboten, aber wir haben ihn behalten und werden das auch weiterhin tun“, schilderte der Neuenhagener.

Dolomit nur knapp abgefangen

Dolomit unterlag in allen Ehren und ganz knapp. „Wir sind trotzdem sehr zufrieden, denn er hat den Sprung in diese Klasse bewältigt“, sagte Trainervertreter Dennis Schiergen. Deutlich hinter den beiden Protagonisten der Prüfung stand Westminster Moon früh als Dritter fest. „Wir sind zunächst nicht mitgekommen, die Distanz hätte ruhig noch weiter sein können“, so Jockey Eduardo Pedroza. Solide hielt sich Quantanamera als Vierte vor Downtown, während Mythico bei seinem letzten Start ebenso früh auf dem Rückzug war wie der als Letzter eintrudelnde Petit Marin.

Bereits am Vormittag hatte der Young Turf Day mit fünf Rennen begonnen, die auch nach Frankreich übertragen wurden, ehe es eine Pause von vier Stunden bis zu den sechs weiteren Prüfungen gab. Wegen der Bodenverhältnisse wurden die Rennen 4 und 5 auf die Außenbahn verlegt. Bedauerlicherweise hatte ein Transporter mit zahlreichen Pferden von Frank Fuhrmann eine Panne, weshalb etliche Pferde nicht starten konnten. 

Gleich zu Beginn feierte Vanessa Wutke auf The Donald (2,6:1) aus dem Düsseldorfer Stall von Katja Gernreich in einem Lauf zum Nachwuchsförderpreis der Mehl-Mülhens-Stiftung (Ausgleich IV, 2.000 m) ihren ersten Erfolg im Rennsattel.

Paschberg-Treffer mit Espero

Das Gestüt Paschberg aus Brackel landete in einem 1.350 Meter-Rennen für Dreijährige einen nie gefährdeten Erfolg mit dem von Pavel Vovcenko aus Bremen-Mahndorf entsandten Espero (4,3:1) unter Lilli-Marie-Engels. Es war bereits der dritte Meetingstreffer des Coaches.

Die Hamburger Rennbahn und Orthos (4,9:1), das passt zusammen. Nach dem Ehrenplatz am Sonntag gelang Silke Brüggemanns Wallach in einem 1.350 Meter-Handicap, dem Memorial für den viel zu früh verstorbenen Trainer Uwe Stoltefuß, ein sicherer Treffer gegen Tamino und Impossiblecometrue. Reiterin und Trainerin des Siegers ist die Amazone selbst aus Sassenberg.

Die weite Reise aus Hassloch nach Hamburg hatte sich für Lady Calcaria (6,2:1) aus dem Quartier von Scarlet Möller mehr als gelohnt, denn die immerhin schon achtjährige Stute schnappte in einem 1.200 Meter-Ausgleich III mit Thore Hammer-Hansen noch den lange führenden Nero Imperator.

Sensation in der Viererwette

Völlig formgemäß war der Erfolg von Time To Soar (1,7:1) mit Adrie de Vries für den Mülheimer Trainer Axel Kleinkorres sowie die GTM GmbH von Helmut Kappes in einem Meilenrennen, das das Abendprogramm einleitete.

Im ersten Viererwett-Rennen des Tages sorgte der Leipziger Gast Imker (21;5:1) mit Sean Byrne für eine Sensation, denn in diesem 2.200 Meter-Ausgleich IV kam der Schützling von Marco Angermann gegen Varon, Aurum Sky und Next Dawn zum ersten Karrieretreffer. Die Viererwette bezahlte 11.372,10 :1 Euro.

Auch im 1.200 Meter-Ausgleich II setzte sich mit Christian von der Reckes Rogue Spirit (19,4:1) unter Rene Piechulek ein Kandidat durch, den man kaum auf der Rechnung hatte. Doch der Wallach hielt Vinnare sicher in Schach. Schützenprinz und It’s My Dream vervollständigten die Viererwette, die 5.000:1 Euro brachte.

Schon weit vor dem Ziel stand der Erfolg von Upping The Anti (3,5:1) mit Andrasch Starke im abschließenden 2.850 Meter-Handicap fest. Christian von der Recke scheint mit dem achtjährigen Wallach auch für weitere Rennen bestens gewappnet zu sein.

Positive Zwischenbilanz

Zur Mitte des Renntages zog der Hamburger Renn-Club bei einem Pressegespräch ein positives Fazit der ersten Hälfte des IDEE Derby-Meetings. Hans-Ludolf Matthiessen, der Vorsitzende des HRC: „Am ersten Sonntag hatten wir trotz des schlechten Wetters eine Umsatzsteigerung, allerdings weniger Besucher. Der Zuspruch am Mittwoch war sensationell. Leider hatte ein Transporter von Trainer Frank Fuhrmann eine Panne auf der Autobahn, weshalb es einige Nichtstarter gab, was sehr bedauerlich war.” 

Riko Luiking, der Geschäftsführer von WETTSTAR, berichtete über die Ziele des World Pools am Derby-Tag: „Wir erwarten uns 3 Millionen Euro Umsatz pro Rennen, also 12 Mio. Euro insgesamt. Das ist schon ein Wort, wenn man bedenkt, dass der Gesamtumsatz 2023 in Deutschland bei 28 Millionen Euro lag. Wir erhoffen uns am Sonntag durch den World Pool einen Ertrag von rund 200.000 Euro.“

Trotz Unwetters und Nichtstarter-Flut Umsatz fast auf Vorjahresniveau

Am Donnerstag flossen in den elf Rennen 284.708,19 Euro durch die Wettkassen. Hans-Ludolf Matthiessen erläuterte: „Das sind nur 9.000 Euro weniger als im vergangenen Jahr. Ein sensationelles Ergebnis trotz des Unwetters und der Mengen an Nichtstartern. Hätten wir nicht insgesamt 13.388 Euro zurückzahlen müssen, hätten wir den Umsatz von 2023 sogar übertroffen.“

Nicht getroffen wurde die V4-Wette, der Jackpot von 9.731,52 Euro wird im nächsten Jahr ausgespielt.

Schatzmeister Johann-Heinrich Riekers sagte: „Unsere Cateringbereiche auf der Tribüne wurden super angenommen. Wir sind sehr zufrieden mit den Belegungszahlen.“

Start ins große Derby-Wochenende

Fortgesetzt wird das IDEE Derby-Meeting am Samstag, 6. Juli, dem Start ins große Derby-Wochenende. Am Vortag des IDEE 155. Deutschen Derby steht hier der WETTSTAR.de – Grosser Hansa-Preis im Blickpunkt der insgesamt elf Rennen.

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