FN-Beirat Zucht: „Nur in der Gesamtheit sind wir stark“ – Vizepräsident Theodor Leuchten appelliert an das Miteinander von Sport und Zucht

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Einen Tag vor der Verbandsratssitzung der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) hat sich wie gewohnt der Beirat Zucht zur Jahrestagung getroffen. In seiner Begrüßungsrede skizzierte Theodor Leuchten, FN-Vizepräsident und Vorsitzender des Bereichs Zucht die großen internen und externen Herausforderungen, vor denen die deutsche Pferdezucht und die Züchter aktuell stehen. Eindringlich forderte er Zucht und Sport zum Zusammenhalt und einer konzertierten Aktion bei der Förderung des ländlichen Turniersports auf. „Nur in der Gesamtheit sind wir stark“ sagte er.

Die zwei Wochen zuvor veröffentlichte Zuchtstatistik zeigt, dass 2023 in allen Bereichen leichte Rückgänge zu verzeichnen waren: Bei den Hengsten, Stuten und Fohlen, vor allem aber bei den Bedeckungen. Gründe dafür sind vor allem die gestiegenen Preise für Arbeitskräfte, Energie, Versicherungen und Tierarztkosten: „Das ist für die Pferdeszene nicht gerade motivierend“, sagte Leuchten.

Als zusätzliche Herausforderungen nannte Leuchten neue, einschränkende Auflagen rund um den Tierschutz aus Brüssel und Berlin. Hinzu käme ein zunehmender Handlungsdruck aufgrund neuer Erkenntnisse rund um Gesundheitsmerkmale und Genomik. Ein Thema, dem am Ende der Sitzung Prof. Dr. Michael Hölker vom Department für Nutztierwissenschaften der Universität Göttingen in einem Vortrag über moderne Züchtungstechniken aufgegriffen wurde.

Last but not least forderte Leuchten dazu auf, Maßnahmen und Strategien zu entwickeln, um den ländlichen Turniersport und damit auch den eigenen Absatzmarkt für Pferde zu stärken. „Wenn der ländliche Turniersport leidet, dann betrifft das auch die Pferdezucht“, so Leuchten.

HLP: Neues Konzept vorgestellt
Zu den Dauerbrennern im Beirat Zucht gehört das Thema Hengstleistungsprüfungen. In seiner Begrüßung hatte Theodor Leuchten bereits darauf hingewiesen, dass der positive Aufschwung von 2022 im vergangenen Jahr nicht erhalten werden konnte. Insgesamt wurden über 18 Prozent weniger Hengste geprüft als im Vorjahr. Dennoch sei das Zuschauerinteresse an den Hengstleistungsprüfungen weiterhin da, zwar nicht vor Ort in den Prüfungshallen aber bei ClipMyHorse. Über 26.500 Zuschauer haben im vergangenen Jahr die angebotenen Übertragungen der 14 durchgeführten Hengstleistungsprüfungsformate angesehen. Zu Spitzenzeiten gab es Zugriffe aus 49 Ländern auf die Übertragungen (live und im Archiv) mit über 65.000 Einzelzugriffen.

In Dresden stellten Katrin Tosberg und Peer Eitenmüller ein neues HLP-Konzept vor, das in den letzten Monaten von einer Arbeitsgruppe erarbeitet wurde, der außerdem Carina Krumbiegel, Stephan Haarhoff, Bernhard Thoben, Uli Hahne angehörten. Der Anspruch: Nach drei umfangreichen HLP-Reformen in den letzten 20 Jahren „ein langfristig tragfähiges System zu schaffen, das von seiner Flexibilität so gestaltet ist, dass Anpassungen möglich werden, ohne das Grundkonzept selbst in Frage zu stellen“, so Tosberg. Gelingen soll dies mit einem Punktesystem. Um endgültig ins Hengstbuch I eingetragen zu werden, benötigt ein Hengst mindestens 10 Punkte. Gesammelt werden können diese im Rahmen einer „klassischen“ Hengstleistungsprüfung, zum Beispiel in einer „kurzen“ Veranlagungsprüfung (4 Punkte) oder im 50-Tage-Test (10 Punkte) oder im Turniersport. Wofür genau es wie viele Punkte geben gibt, wird in einem eigenen Punktekatalog festgelegt. Als weitere Neuerungen sieht das Konzept darüber hinaus sogenannte „HLP-Turniere“ vor, die die bisherige Sportprüfung für Hengste ablösen sollen. Neu ist auch, dass Leistungsprüfungssysteme ausgewählter ausländischer Sportpferdezuchtverbände mit in das Punktesystem einbezogen werden.

Die angedachte HLP-Konzeption soll nun in einen ZVO-Entwurf überführt werden und in einem schriftlichen Umlaufverfahren vom Beirat Zucht der Reitpferde betreuenden Zuchtverbände verabschiedet zu werden, um 2025 in Kraft treten zu können.

Der Beirat beschloss in seiner Sitzung außerdem kleine redaktionelle Änderungen in der ZVO-Mustersatzung, eine Beteiligung der Zuchtverbänden an den Weltmeisterschaften in Aachen 2026 sowie verschiedene ZVO-Änderungen in den Besonderen Bestimmungen für Ponys, Kleinpferde und sonstige Rassen. Ferner schloss sich der Beirat einer Empfehlung für die Zucht von Pferden und Ponys mit einem „Silberallel“ an.

Ebenfalls beschlossen eine Verlängerung des Vertrages mit dem vit (Vereinigte Informationssysteme Tierhaltung w.V.) in Verden zur Durchführung der Zuchtwertschätzung in der gewohnten Form auf weitere fünf Jahre. fn-press/Hb

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