(Dresden) Die Vertrauenskrise ist da: Aufgeschoben hat der FN-Verbandsrat die Entlastung des Präsidiums und des geschäftsführenden Vorstands der Deutschen Reiterlichen Vereinigung. Ein Minus von 977.000 Euro im Jahr 2023 anstelle der geplanten und erwarteten 450.000 Euro in 2023 hatte bereits in der Vorwoche zu erheblicher Verärgerung und Vorwürfen der FN-Mitglieder geführt. Immerhin hatten diese der im Gebührenerhöhiung für alle in 2023 nur zähneknirschend zugestimmt.
Dass es kein einfacher Verbandstag werden würde, war vorab klar und schon am vergangenen Wochenende sickerte durch, dass aus den Landesverbänden mehrheitlich keine Entlastung angesichts der schwierigen Haushaltslage zu erwarten sei. Wie erst kurz vor den Jahrestagungen bekannt geworden war, sind die Kosten im Jahr 2023 deutlich höher ausgefallen als geplant. Nach intensiven Diskussionen in Dresden wurde der Jahresabschluss 2023 festgestellt. Die Entlastung des Präsidiums und des Geschäftsführenden Vorstands sowie die Genehmigung der Haushaltsplanung 2024 wurde auf eine außerordentliche Verbandsratssitzung in etwa acht Wochen verschoben. Der bei der FN für den Bereich Personal und Finanzen zuständige Geschäftsführer Rene Straten hatte am 8. April seine Kündigung eingereicht, die FN hatte dem Abteilungsleiter am 23. April die Freistellung zukommen lassen. Seither macht man sich gegenseitig Vorwürfe. Das FN-Präsidium konstatierte unzureichende Kommunikation des Finanz-Geschäftsführers, der wehrte sich seinerseits und wies auf häufig geäußerte Kritik hin. Erbel erklärte auf Nachfrage, dass man es begrüßen würde, den Konflikt mit Straten außergerichtlich zu lösen.
Die zentralen Fragen an den Wirtschaftsprüfer mit Blick auf die Zukunft erläuterten FN-Präsident Hans-Joachim Erbel und FN-Generalsekretät Sönke Lauterbach in einem virtuellen Pressegespräch: Wurde das Controlling in der FN bislang ausreichend praktiziert? Welche Schwächen hatten die Kontrollmechanismen bislang? Wie können Kontrollmechanismen optimiert werden?
Veraltetes Buchführungssystem
Bislang habe das System funktioniert, unterstrich FN-Finanzkurator Gerhard Ziegler, Mitglied des Präsidiums. Bislang habe es auch regelmäßigen Kontakt zwischen ihm und dem zuständigen Rene Straten gegeben. Ziegler sprach von “tiefer persönlicher Enttäuschung” und davon, dass man sich selbst auch kritisch hinterfragt habe. Das System sei sicherlich älter, habe aber bisher funktioniert. Straten hatte in Interviews mit der Reiterrevue und der Tageszeitung Westfälische Nachrichten kritisiert, dass das Buchhaltungssystem in der “FN-Regierungszentrale” vernünftiges Controlling erschwere. Ziegler kündigte an, dass künftig eine monatliche Überprüfung vorgesehen sei, um die Einhaltung der Budgets zu kontrollieren. Fragt sich jedoch, welche Instrumentarien das Präsidium tatsächlich dafür hat, wenn die Systematik dafür (noch) nicht ausreichend vorhanden ist.
Die Haushaltsplanung für das Jahr 2024 unterliegt einem rigiden Sparkurs. Championatsball und Stensbeck-Feier wurden gestrichen. Aktuell kann in Warendorf aufgrund der fehlenden Entlastung ohnehin nur der normale, regelmäßige Geschäftsbetrieb finanziert werden, so sind die Regeln. Erbels und Lauterbachs Credo: Die Vertrauenskrise intern zwischen FN und Mitgliedsverbänden sowie in der Öffentlichkeit zu beseitigen. Diese Aufgabe wolle man annehmen. Personelle Konsequenzen für die haupt- und ehrenamtliche Führungsspitze habe es aus der Versammlung nicht gegegeben, erläuterte Erbel und: “Ich halte nichts davon, bei Problemen den Schwanz einzuziehen und sich davon zu machen.”
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