(Riad) So ein wenig war die Luft raus, trotz aller Freude: “Ehrlich, ich bin ziemlich müde und alle”, stellte Henrik von Eckermann auf die Frage nach seiner Befindlichkeit fest. Freude und Stolz einerseits, andererseits aber auch die Spur der Erschöpfung nach den Tagen des FEI World Cup Final in Riad. Zum zweiten Mal in Folge hat der 43-jährige mit seinem King Edward das Finale der Hallenserie gewonnen. Im klimatisierten Convention & Exhibition Centre der saudischen Hauptstadt gelang auch in der Finalprüfung eine fünfte fehlerfreie Runde mit dem 14 Jahre alten belgischen Wallach von Edward-Feo aus der Zucht vom Wim Impens.
Alles, was nicht ideal läuft, strengt mehr an als sonst, wenn man so hoch oben mit so viel Erwartungen von außen und auch an sich selbst agiert: Auf dem Abreiteplatz hatte Eckermann noch einen unfreiwilligen “Abgang” vor dem Finale gemacht, weil der “König” einmal auf die Bremse stieg. “Man muss so fokussiert sein”, sinnierte der hochgewachsene Schwede, “ich glaube ich habe heute den Preis für das Stechen am Donnerstag gezahlt”. So ein wenig ließ King Edward seine Fans im letzten Parcours des Finales hin und wieder die Luft anhalten – das können eben auch “Weltpferde”.
Trumpf trotz Müdigkeit
Mit dem Sieg im Finale bescherte Eckermann Schweden den zweiten Weltcup-Titel binnen 24 Stunden, nachdem am Freitag Patrik Kittel mit Touchdown das Weltcup-Finale Dressur gewonnen hatte. Besagt auch: Schwedens Springreiter haben Olympia-Gold aus Tokio, WM-Gold im Team und Einzel aus Herning und die Weltcup-Erfolge auf der Haben-Seite. Dazu gehört ja auch der dritte Platz von Peder Fredricson mit dem 18 Jahre jungen Cardento-Nachkommen Catch Me Not S. Kurz und gut: Schweden ist eine “Hausnummer”, auch in diesem Olympiajahr. Zwischen die beiden Skandinavier schob sich der Franzose Julien Epaillard mit der temperamentvollen Baloubet du Rouet-Tochter Dubai du Cedre auf den zweiten Platz. “Sie hat richtig viel Energie”, merkte der Franzose vergnügt an, “ich versuche immer ihre Energie sinnvoll für uns zu nutzen. Das ist ein langer, arbeitsreicher Weg gewesen, jetzt ist es einfach.”
Hans-Dieter Dreher bester Deutscher
Mit insgesamt 2,6 Millionen Euro war das FEI World Cup Final allein im Springen dotiert – so viel wie nie zuvor. Saudi-Arabien will und muss sogar Zeichen setzen – wie gut das gesellschaftlich und politisch gelingt, hängt von sehr vielen Faktoren ab. Ein Stück von diesem üppigen Preisgeld hat sich als bester Deutscher Hans-Dieter Dreher gesichert mit dem Holsteiner Wallach Elysium. Dem 12 Jahre alten Schimmel von Zirocco Blue-Coronado aus der Zucht von Manfred Tummes (Mülheim) rollten im Finalspringen zwar zweimal Stangen in den Sand, insgesamt genügte das jedoch vollkommen um den fünften Platz zu verteidigen. Über die fünf Weltcup-Runden haben Dreher und sein Schimmel einen mehr als soliden Eindruck hinterlassen. Christian Ahlmann beendet das Weltcup-Finale mit Mandato van de Neerheide als 13., Marcus Ehning und den elf Jahre alten Coolio beförderten acht und zwölf Strafpunkte auf den 18. Rang. Bemerkenswert: Max Kühner, der für Österreich startet, gewann mit EIC Up Too Jacco Blue von Chacco Blue zusammen mit Epaillard und von Eckermann die dritte Final-Prüfung und der 51 Jahre alte Ramzy Al Duhami aus Saudi-Arabien – der übrigens mit der Reiterin Sara Baban (Dressur, Springen, Endurance) verheiratet ist un zur Bronze-Equipe der Olympischen Spiele 2012 gehörte – beendete den Weltcup auf dem 14. Platz.
Bildquellen
- RIYADH – FEI World Cup™ Finals 2024: Stefan Lafrentz
- RIYADH – FEI World Cup™ Finals 2024: Stefan Lafrentz