FN-Finanzsituation: Klarstellungen und Einordnungen – Fragen und Antworten zur Situation des Verbandes

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Seit Monaten gibt es Fragen, Gerüchte und Behauptungen rund um die finanzielle Situation des Verbandes. Nachfolgend eine Klarstellung und Einordnung:

Ist die FN insolvent?
Nein, die FN ist nicht insolvent. Nachdem das Defizit im FN-Haushalt 2023 um etwa 500.000 Euro höher ausgefallen ist als ursprünglich geplant, wurde bei den FN-Tagungen in Dresden im Mai 2024 die Entlastung von Präsidium und Geschäftsführendem Vorstand auf eine weitere Sitzung des Verbandsrates (Mitgliederversammlung) im Juli vertagt. Zudem wurde die Überprüfung der FN-Finanzsituation durch ein unabhängiges Wirtschaftsprüfungsinstitut gefordert. Beauftragt wurde die HLB Schumacher GmbH aus Münster. Im Rahmen einer außerordentlichen Verbandsratssitzung am 11. Juli äußerte sich das Unternehmen zum Ergebnis wie folgt: Die wirtschaftliche Situation der FN ist angespannt, aber nicht gefährdet. Es konnte weder eine Überschuldung noch eine Zahlungsunfähigkeit festgestellt werden. Allerdings bleibe die finanzielle Situation der FN, auch wenn sie aktuell unter Kontrolle ist, für die Zukunft anspruchsvoll.
Der FN-Jahresabschluss 2023 und der Haushaltsplan 2024 wurden daraufhin am 11. Juli durch den Verbandsrat offiziell genehmigt.
Der FN-Haushalt 2024 wird nach aktuellem Stand mit einem leicht positiven Ergebnis abschließen. Die Planung für das Jahr 2025 beläuft sich auf ein Plus im mittleren sechsstelligen Bereich. Voraussetzung für die geplanten positiven Ergebnisse in den FN-Haushalten 2024 und 2025 sind deutliche Kostenreduzierungen. Welche Aufgaben davon in den kommenden Jahren betroffen sein werden, wird derzeit mit den FN-Mitgliedsorganisationen (Landes- und Zuchtverbände) erarbeitet.
Parallel dazu steht die Wahl eines neuen Präsidenten und eines neuen Finanzkurators an. Klarheit darüber, wer diese Positionen besetzen wird, gibt es aller Voraussicht nach am 26. November 2024 auf einer weiteren außerordentlichen FN-Mitgliederversammlung.

Gab es eine schleichende Entwicklung an den Aufsichtsgremien vorbei?
Nein. Die Satzung und die Geschäfts- und Kostenordnung der FN geben sehr klar Entscheidungsbefugnisse und Entscheidungsprozesse vor. An diese Vorgaben halten sich der Geschäftsführende Vorstand und die Gremien selbstverständlich.
Zum Beispiel wird der Haushalt jedes Jahr dem Präsidium und dem Verbandsrat bzw. der Mitgliederversammlung vorgelegt und dort beschlossen. In den vergangenen Jahren, seit Corona, war bewusst ein Minus eingeplant. Die Planung wurde in den Jahren 2020 bis 2022 nicht überschritten.
Eingruppierungen in Gehaltsgruppen werden vom Geschäftsführenden Vorstand und dem Präsidialausschuss in Abstimmung mit dem Betriebsrat der FN festgelegt.

Sind Gelder in Millionenhöhe verschwunden?
Nein. Es gab im Jahr 2023 eine Überschreitung des geplanten Haushalts um rund 500.000 Euro, aber es ist kein Geld verschwunden. Es ist vollständig und klar nachzuvollziehen, wofür diese Mittel verwendet wurden. Die Buchführung wurde von den Wirtschaftsprüfern der FN (Ecovis) überprüft und ist korrekt. Die Mittelverwendung wurde von den Rechnungsprüfern geprüft und auch hier wurde die satzungsgemäße Mittelverwendung bescheinigt. Das Jahresergebnis 2023 wurde vom Verbandsrat (Mitgliederversammlung) bestätigt.

Warum ist das höhere Defizit nicht bereits im Verlauf des Jahres 2023 aufgefallen?
Das FN interne Kontrollsystem hat seit Jahrzehnten reibungslos funktioniert. Im Jahr 2023 war das nicht der Fall. Die internen Kontrollen waren nicht gut genug. Mittlerweile hat die FN auf ein effektiveres internes Kontrollsystem umgestellt. Dieses System wird laufend weiterentwickelt. Dabei lässt die FN sich von externen Wirtschaftsprüfern begleiten und beraten. So wird eine hohe Qualität gesichert.

Laut dem Prüfbericht der Wirtschaftsprüfer Kaufmann/Tebben zeigte die Wirtschaftsentwicklung seit dem Jahr 2019 eine zunehmende Verschlechterung. Wie kam es zu dieser Entwicklung?
Durch Corona kamen große Teile des Sportes zum Erliegen. Anders als andere Sportverbände hat der Pferdesport sich weniger davon erholt. Grund dafür sind vor allem die aus vielerlei Gründen drastisch gestiegenen Pferdehaltungskosten. Die Gremien der FN haben daher bewusst für einige Jahre negative Haushaltsergebnisse beschlossen, um die Vielfalt der Aufgaben des Verbandes weiter erfüllen zu können. Die Mitgliederversammlung beschließt den jeweiligen Haushalt auf Vorschlag von Präsidium und Geschäftsführendem Vorstand. Die Haushalte wurden über Jahrzehnte bis zum Jahr 2023 stets eingehalten bzw. wurden sie mit einem besseren Ergebnis als geplant abgeschlossen. .

Warum wurden nicht bereits vorher deutliche Einsparungen vorgenommen?
Pferdesport und -zucht sind von den Auswirklungen der Corona-Pandemie, der stark gestiegenen Inflation, den Entwicklungen der Energiepreise und weiteren externen Faktoren in besonderer Weise betroffen. In allen relevanten Gremien wurde immer wieder intensiv über Einsparmöglichkeiten beraten und auch Einsparungen im Umfang mehrere Millionen Euro vorgenommen. Einsparung bedeutet jedoch, dass Leistungen des Verbandes für seine Mitglieder oder satzungsgemäße Aufgaben gekürzt, beziehungsweise in verminderter Qualität erbracht werden. Nach intensiven Beratungen hatte die FN hier bislang keine noch spürbareren Konsequenzen gezogen. Das ist jetzt aufgrund der geänderten Gesamtsituation anders. Alle Aufgaben und Leistungen des Verbandes stehen auf dem Prüfstand.

In welcher Höhe müssen Einsparungen in den nächsten Jahren vorgenommen werden?
In den kommenden Jahren soll der Haushalt mit einem mittleren sechsstelligen Überschuss abschließen, um wieder mehr Rücklagen aufzubauen. Dabei werden alle Optionen geprüft, welche die Einnahmen- und Ausgabenseite des Verbandes betreffen.

Was bedeutet diese Entwicklung für die Turnierzuschüsse in der Zukunft? Werden sie gestrichen?
Im Förderhaushalt wurden bereits einige Kürzungen vorgenommen. Unterstützungsleistungen für Bundesveranstaltungen, relevante breitensportliche Projekte oder den Nachwuchsleistungssport und Spitzensport bleiben aber erhalten.

Werden Personalanpassungen vorgenommen?
Ja. Die FN befindet sich mit den Mitgliedsverbänden in einem Entscheidungsprozess darüber, welche Aufgaben reduziert oder abgebaut werden.

Ist das Handeln der FN willkürlich?
Grundlage des Handelns der FN sind die Good Governance-Regeln, die durch das Präsidium der FN beschlossen werden. Diese sollen sicherstellen, dass alle Handlungen innerhalb des Verbandes rechtskonform und ethisch vertretbar sind. Das Good Governance-Programm des Verbandes umfasst klare Verhaltensrichtlinien, strenge Kontrollmechanismen und ein robustes System zur Prävention von Verstößen. Die aktuell gültigen Compliance-Regeln der FN werden seitens des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) anderen Spitzensportverbänden als Best Practice-Beispiel empfohlen. Bei Verdacht auf Verstoß kann eine unabhängige, externe Ombudsstelle kontaktiert werden (Rechtsanwalt Dr. Carsten Thiel von Herff oder Rechtsanwältin Kristina Brinker, Kontakt über www.pferd-aktuell.de/deutsche-reiterliche-vereinigung/good-governance). Über Verstöße/Beschwerden wird in jeder Mitgliederversammlung seitens des Good Governance-Beauftragten, Freiherr Philipp von Heereman, an die Delegierten berichtet.

Wer wählt den FN-Präsidenten?
Wahlen finden bei der FN üblicherweise alle vier Jahre statt. Wer wen vorschlagen bzw. wählen darf, ist in der Satzung geregelt. Die Hauptwahlen finden im Rahmen der FN-Tagungen im Frühjahr nach dem Olympischen und Paralympischen Spielen statt. Hier werden alle ehrenamtlichen Gremien neu aufgestellt.
Laut FN-Satzung obliegt dem Beirat Sport der Vorschlag an die Mitgliederversammlung zur Wahl des Präsidenten.
Dem Beirat Sport gehören die Vorsitzenden und die Geschäftsführer der Mitgliedsorganisationen sowie die Vorsitzenden der Anschlussorganisationen mit folgenden Stimmrechten an:

  • die Landesverbände mit je 2 und je erreichte 5.000 Mitglieder einem weiteren Stimmrecht;
  • das Deutsches Olympiade Komitee für Reiterei (DOKR) und der Deutsche Reiter- und Fahrer-Verband (DRFV) mit je 8 Stimmrechten;
  • die Deutsche Richtervereinigung (DRV) mit 6 Stimmrechten;
  • die Anschlussorganisationen mit je 2 Stimmrechten;
  • die Landeskommissionen für Pferdeleistungsprüfungen mit je 1 Stimmrecht

Insgesamt kommen im Beirat Sport so etwa 80 Personen zusammen. Im Prinzip ist der Beirat Sport die Mitgliederversammlung des Bereiches Sport der FN ohne die Zuchtverbände und die Delegierten der Persönlichen Mitglieder.

Im aktuellen Fall wurde für die Suche nach einem neuen Präsidenten im Juli eine Findungskommission aus zehn Personen berufen, die Vorschläge entgegennehmen und selbst solche machen konnte. Sprecher der Findungskommission sind Dieter Medow als Sprecher der Landesverbände sowie Theodor Leuchten, Vize-Präsident Zucht. Der Kommission gehörten außerdem FN-Vizepräsident Dr. Harald Hohmann, Peter Hofmann, Heike Körner und Isabell Werth aus dem Bereich Sport sowie Dr. Norbert Camp und Carsten Grill aus dem Bereich Zucht sowie FN-Vizepräsidentin Annett Schellenberger und Rudolph Herzog von Croÿ aus dem Bereich Persönliche Mitglieder an.

Die Findungskommission hat drei Personen identifiziert, die sich Anfang September den Mitgliedern der Mitgliederversammlung in zwei Sitzung (Sport und Zucht/PM) vorgestellt haben. Die Nominierungssitzung des Beirates Sport findet am 9. Oktober statt. Die Mitgliederversammlung ist dann für 26. November geplant.

Ist die FN ohne Präsidenten führungslos?
Der Präsident hat drei Stellvertreter, die seine Aufgaben übernommen haben. Im Übrigen werden die politischen Leitentscheidungen nach § 13.4.4 der Satzung nicht vom Präsidenten, sondern vom Präsidium als Gremium getroffen.
Der Präsident sitzt dem Präsidium vor und ist damit Teil eines Teams. Das Präsidium ist den Interessen seiner Mitglieder verpflichtet. Entsprechend abgestimmt laufen in einem Verband auch die Entscheidungsprozesse. Auch ohne einen Präsidenten ist der Verband vollständig handlungsfähig und setzt seine Arbeit in den zuständigen Gremien wie gewohnt fort. Dabei ist es nicht von Relevanz, zu welchem Zeitpunkt die Wahl des neuen Präsidenten stattfindet.
Rechtlich wird der Verband im Sinne des § 26 BGB vom Geschäftsführenden Vorstand der FN vertreten.

Ist die Förderung des Nachwuchsleistungssportes gefährdet?
Das DOKR ist dank der Unterstützung von Bund und Ländern sowie seiner Verbandspartner im Nachwuchsleistungs- und Spitzensport aktuell und in Zukunft gut aufgestellt. Zudem ist der Verband in einem erheblichen Maße auf FN-Mittelzuweisungen angewiesen. Trotz erforderlicher Einsparungen (z.B. im Veranstaltungsbereich) wird die FN auch zukünftig einen Fokus auf die Förderung des Nachwuchses und damit auch des Nachwuchsleistungssportes legen. Der Verband ist sehr zuversichtlich, dass es ihm weiter gelingt, international auf höchstem Niveau konkurrenzfähig zu bleiben.

Ist es richtig, dass Reiter keine Fahrtkostenzuschüsse bekommen?
Teilnehmer an Championaten und Nationenpreisen erhalten finanzielle Zuschüsse für z.B. Reisekosten und/oder Nenngelder.

Ist es richtig, dass Toris, Nennung-Online und die FN-Erfolgsdaten verkauft werden sollen?
Toris, Nennung-Online und FN-Erfolgsdaten sind die wichtigsten IT-Programme des Verbandes. Deshalb werden sie einer ständigen Evaluierung und Weiterentwicklung im Sinne unserer Mitglieder in Sport und Zucht unterzogen. Das bedeutet auch, dass weitgreifende Entscheidungen zum Umgang mit diesen Programmen mit den Gremien abgestimmt werden. Hierzu war, ist und bleibt die FN im Austausch mit ihren Gremien und nimmt sich auch die erforderliche Zeit.

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